Eishockey Weltrekord mit Rönnberg: „Wie im Tunnel“

Ehemaliger DEG-Verteidiger gewinnt mit Storhamar das längste Spiel der Geschichte.

Foto: sil.no/Verein

Ganz gleich wie die Viertelfinal-Serie der norwegischen Eishockey-Playoffs zwischen den Storhamar Dragons und IHK Sarpsborg auch ausgehen wird, die beiden Teams haben Geschichte geschrieben. In der Nacht von Sonntag auf Montag gewannen die Dragons Spiel fünf in der achten Verlängerung mit 2:1. Joakim Jensen erzielte um 2.33 Uhr nach 217 Minuten und 14 Sekunden das entscheidende Tor. Damit wurde der knapp 81 Jahre alte Weltrekord um fast 41 Minuten überboten. Im Jahre 1936 beendete Mud Bruneteau eine Partie seiner Detroit Red Wings mit dem 1:0 gegen die Montreal Maroons nach 176 Minuten und 30 Sekunden.

Storhamar gegen Sarpsborg — diese Begegnung könnte somit einen Rekord für die Ewigkeit aufgestellt haben und mittendrin war ein ehemaliger Spieler der Düsseldorfer EG. Joonas Rönnberg trug in der Saison 2015/16 insgesamt 55 Mal das Trikot der DEG. Wir riefen den 34-jährigen Abwehr-Hünen aus Finnland in Hamar an.

Hallo, Herr Rönnberg. Ausgeschlafen?

Joonas Rönnberg: Puh, das war wirklich eine harte und lange Schicht. Ich bin schon etwas müde, fühle mich aber ganz okay. Vielleicht hat mir meine Körperstatur geholfen. Einige kleinere Spieler sind doch ziemlich fertig gewesen.

Um 18 Uhr hatte es das erste Bully gegeben, acht Stunden und drei Minuten später ist das Spiel beendet gewesen. Wie war Ihre Reaktion?

Rönnberg: Das war schon komisch. Wir waren mit den Kräften total am Ende, hatten aber plötzlich noch jede Menge Energie zum Jubeln. Da muss enorm viel Adrenalin frei geworden sein. Jedenfalls haben wir mit den Fans noch minutenlang gefeiert.

Sind denn wirklich alle bis zum Schluss geblieben?

Rönnberg: Nein. Zu Beginn sind rund 5500 Zuschauer in der Halle gewesen, am Ende waren vielleicht noch 1000 da. Die Kinder mussten in die Schule und viele Erwachsene sehr früh zur Arbeit. Außerdem waren die Hot Dogs aus.

Und das Bier?

Rönnberg: Das darf in Norwegen nur in den Umläufen getrunken werden. Auf den Rängen ist Bierkonsum verboten. Bei der DEG oder in Deutschland generell wäre das sicher undenkbar. Aber hier gab ja immerhin zehn Pausen. (lacht)

In denen Sie was gemacht haben?

Rönnberg: Jedenfalls nicht auf die Uhr geschaut. Ganz ehrlich, ich kann mich nicht erinnern. Es verwischte von Verlängerung zu Verlängerung mehr und mehr. Ich war wie in einem Tunnel, es ging einfach immer weiter. Alles lief komplett mechanisch ab — Äpfel und Bananen essen, Wasser trinken. Ich wusste auch nicht mehr, wie viele Perioden schon gespielt waren.

Was wird denn da unter den Spielern noch geredet?

Rönnberg: Es gibt keine Taktik mehr, es gibt nur noch den Willen. Wir haben uns ständig aufs Neue gesagt, dass wir dieses epochale Spiel einfach nicht verlieren dürfen.

Das hat ja dann auch geklappt. Vielen Dank, dass Sie trotz der Strapazen Zeit für uns hatten.

Rönnberg: Sehr gerne, die Zeit in Düsseldorf war schließlich schön. Ich schaue mir im Internet immer die Höhepunkte der DEG-Spiele an. Schade, dass es nicht für die Play-offs gereicht hat.