Lokschuppen in Düsseldorf Modell-Lok generiert Ukraine-Spenden

Düsseldorf · Der Lokschuppen bringt ein neues Sondermodell heraus. Die Spendensumme beträgt jetzt schon 27.000 Euro.

Jörg Menzel mit dem Handmuster der Schienenbrückenlok. Interessierte können sich das Modell vor einer Bestellung im Lokschuppen anschauen.

Foto: RP/gaa

Ein Sondermodell herauszubringen, ist immer mit einem Risiko verbunden. Gefällt es dem Kunden, dann stimmt das Geschäft, fällt es beim Kunden durch, bleibt Jörg Menzel auf den Kosten sitzen. Bei seinem jüngsten Sondermodell ist der Inhaber von Menzels Lokschuppen gerne ins Risiko gegangen, auch wenn am Ende vermutlich nur eine schwarze Null bei herumkommen wird. Doch Menzel wird Gutes geleistet haben, denn von jedem verkauften Sondermodell spendet er 100 Euro an die Deutsche-Bahn-Stiftung, um vor dem Krieg in der Ukraine flüchtende Menschen zu unterstützen und gezielt Hilfe zu leisten.

Die Deutsche Bahn hat in den vergangenen Wochen ein Logistiknetzwerk aufgebaut, um Hilfsgüter von Deutschland direkt in die Ukraine zu befördern. Über die Schienenbrücke gelangen per Güterzug Lebensmittel, Trinkwasser, warme Kleidung, Sanitärartikel und medizinische Produkte direkt in das Land. Seit der Errichtung der Schienenbrücke konnten bereits 25 Züge erfolgreich die Brücke nutzen – und eben diese rote Schienenbrückenlok samt Schriftzug und Ukraine-Flagge bringt der Modellbahnfachhändler als Sondermodell auf den Markt.

„Wir sind immer auf der Suche nach Sondermodellen und Ideen, die noch keiner vor uns hatte. Als mein Kollege Stefan Nückel auf die Idee mit der Schienenbrückenlok gekommen ist, haben wir sofort gedacht: Daraus machen wir auch noch eine Spendenaktion“, erzählt Menzel. Eigentlich vergehen für die Planung Monate, doch dieses Mal ging es ganz schnell. Ein Hersteller war rasch gefunden (L.S. Models aus Belgien) und auch bei der Lizenz gab es von der Bahn keine Probleme, sie erteilte sofort die Genehmigung für den Nachbau. „Alle waren von der Idee Feuer und Flamme, binnen zwei Wochen konnten wir loslegen. Der Hersteller ist auch noch der beste auf dem Markt, die Detaillierung ist wirklich klasse“, sagt der Geschäftsführer.

Der Lokschuppen nimmt nun bis zum 31. Mai Bestellungen entgegen. Dann werden die Sondermodelle produziert und voraussichtlich im vierten Quartal – im November oder Dezember – geliefert. „Man muss bei Sondermodellen immer mindestens 200 Stück in Auftrag geben, für die Schienenbrückenlok liegen jetzt schon mehr als 270 Bestellungen vor“, sagt Menzel. Das bedeutet gleichzeitig, dass mindestens 27 000 Euro an die Stiftung gehen werden. „Die Loks sind ja nicht gerade preiswert. Aber wenn schon immer jemand nach so einem Modell Ausschau gehalten hat und jetzt weiß, dass 100 Euro für den guten Zweck gespendet werden, vielleicht entscheidet sich der eine oder andere dann schneller für einen Kauf“, sagt Menzel. Es soll aber ein streng limitiertes Modell bleiben, mehr als 1500 Loks soll es nicht geben. „270 Bestellungen sind sicherlich noch nicht das Ende. Nicht nur die Bahn und der Hersteller unterstützen uns, auch in verschiedenen Fachzeitschriften werden Modellbahnliebhaber noch auf die Lok aufmerksam werden“, sagt Menzel.

Weil die geflüchteten Menschen aus der Ukraine schnelle Hilfe benötigen, will der Lokschuppen nicht bis zum Jahresende mit der Spende warten, wenn die bestellten Sondermodelle geliefert werden, sondern schon Anfang Juni der Stiftung das Geld zur Verfügung stellen. „Nach dem 31. Mai wissen wir ja, wie viele Loks bestellt wurden, und dann werden wir in Vorleistung treten“, kündigt Menzel an. Bei der Stiftung sei das Geld gut aufgehoben: „Man arbeitet dort mit verschiedenen Organisationen zusammen und hilft den Geflüchteten bereits in den Zügen und in den Bahnhöfen.“