Classic Remise in Düsseldorf Wo Millionäre shoppen gehen

Düsseldorf · Die Classic Remise verspricht ein Einkaufserlebnis der besonderen Art. Oldtimer-Kenner aus aller Welt kommen hierher, um Exklusivität, Rarität und Historie zu finden – und treffen auf Autos von Weltmeistern und Geheimagenten.

Mika Hahn leitet die Classic Remise in Düsseldorf.

Foto: Anne Orthen (orth)

Wer in der Classic Remise ein Auto kauft, der fragt nicht nach Preisen – sondern nach Geschichte. Wie viele Vorbesitzer gab es schon? Wo kommt der Wagen her? Nur das wollen die Oldtimer-Liebhaber wissen, sagt zumindest Center-Manager Mika Hahn. Der Preis sei oft eine Nebensache.

Seit 2006 reisen Kunden aus aller Welt nach Düsseldorf, um an der Harffstraße im Stadtteil Wersten nach einem Auto Ausschau zu halten. Das Gebäude der Classic Remise ist ebenso geschichtsträchtig, wie die Autos, die sie beherbergt. Der halbrunde, alte Ringlokschuppen aus dem Jahr 1930 diente vor fast hundert Jahren als Wartungshalle für Dampfloks. Wo sich früher die Drehscheibe befand, steht heute ein Restaurant. Außenrum sieht man noch die Stände, in die die Bahnen früher gefahren sind. Statt Dampfloks stehen hier heute rund 300 Luxusautos.

100 von ihnen stehen im permanenten Verkauf. Ferrari, Bugatti, Porsche, Mercedes, McLaren, Aston Martin und mehr. Die Preise: sechsstellig. „Das, was ihr hier seht, ist das, was der Markt gerade möchte“, sagt Hahn. Manche der Autos würden noch am gleichen Tag wieder verkauft, an dem sie ankommen. Die 30 Händler, die in der Classic Remise ansässig sind, haben oft langjährige Beziehungen zu ihren Kunden. Viele sind Sammler. Kommt ein interessanter Wagen rein, wissen sie, wen sie anrufen müssen. „Es ist wie eine Wall Street für hochwertige Fahrzeuge“, sagt Hahn.

150 Menschen arbeiten in dem restaurierten Gebäude und versprechen makellosen Service. Die Idee: Alles aus einer Hand. Beim Gang durch das Center läuft man an Werkstätten vorbei, an einem Autosattler, einer Reinigung, einem Geschäft für Fahrzubehör. Sogar ein eigener Tüv-Standort befindet sich im Erdgeschoss. „Die Leute sind Koryphäen auf ihrem Gebiet“, sagt Hahn. „Sie sind wie Kunsthistoriker.“ Experten, die sich auf hochpreisige, historische und seltene Autos spezialisiert haben.

Nicht jede der Raritäten ist direkt als solche erkennbar. Wie ein schwarzer Jeep im Obergeschoss, der zwischen hunderten Sportwagen eher unauffällig bleibt. Sein Vorbesitzer: Barack Obama. „Beim Kauf lag noch eine Einkaufsliste drin, vielleicht von Michelle Obama“, sagt Hahn.

Das Auto gehört einem Sammler. Ebenso wie rund 100 weitere Autos, die sich in der Classic Remise in einer Art Dauerausstellung in Glasgaragen befinden. Hier stehen Unikate, Sammlerstücke, zwei Fußball-Weltmeister haben ihre Autos eingelagert. Im Gegensatz zum Obama-Jeep offenbaren manche Autos ihre besondere Natur sofort. Wie der silberne Aston Martin DB5, der „James Bond“-Wagen, mit zwei Maschinengewehr-Attrappen vorne, einem Kennzeichen, das sich umdrehen lässt, und einer Nebelmaschine an der Rückseite.

Oder der Mercedes 600 aus den 60ern, eines der teuersten Autos der damaligen Zeit, das von Präsidenten und Stars gefahren wurde. Das Besondere: Das Auto wurde für den armenischen Ölmagnaten Nubar Gulbenkian gebaut, der auf Wunsch ein vollverglastes Dach einbauen ließ.

Oder der K67 in knalligem Orange, den Bayer und BMW 1967 für die Kunststoffmesse K67 gebaut haben. Ein Konzeptfahrzeug komplett aus Kunststoff, von dem nur fünf produziert wurden und nur noch zwei existieren. Eines von ihnen steht hier.

Den Wert der Luxuswagen in den Glasgaragen nennt Hahn öffentlich nicht. Nur so viel: Nach oben scheinen keine Grenzen gesetzt. Für Hahn aber Nebensache. So wie ihm ginge es vielen vor allem um die Historie, die die Wagen erzählen. „Wir haben den Anspruch, hier Kultur zu erhalten und zu pflegen“, sagt er. Und so stellt er im Obergeschoss seine Privatsammlung aus Zweirädern aus dem Rheinland aus, kuratiert von seinem Vater.

Viele Kunden wüssten diese Historie zu schätzen. Und so kommen sie aus aller Welt: der international bekannte Modedesigner aus Übersee ebenso wie Lotto-Millionär Chico aus Dortmund, der gerade mit Fernsehteam im Schlepptau einen Rolls-Royce Probe fährt.