„Kein Ort für Hass, Hetze und Gewalt“ Uni-Rektorin in Düsseldorf ruft zur Teilnahme an Demo gegen rechts auf
Düsseldorf · Beim Neujahrsempfang der Heinrich-Heine-Universität befasste sich Rektorin Anja Steinbeck mit der Frage, wie politisch Universitäten sein sollten. Sie rief alle Uni-Angehörigen zur Teilnahme an der Groß-Demo am Samstag auf.
Das Rektorat der Heinrich-Heine-Universität will sich am Samstag an der Demonstration gegen Rechtsextremismus beteiligen – und ruft Studierende und Mitarbeiter ebenfalls dazu auf. „Ich lege allen Angehörigen der HHU eine Teilnahme nahe, damit die HHU gemeinsam und sichtbar dort aufritt“, sagte sie am Mittwochabend in ihrer Rede beim Neujahrsempfang der Universität vor mehreren hundert geladenen Gästen.
Steinbeck befasste sich in ihrer Ansprache mit der Frage, ob und wie Universitäten sich in politische Diskussionen einmischen sollten. Wenn es nicht um den politischen Diskurs im Rahmen der Lehre oder um Wissenschaftskommunikation gehe, sei Zurückhaltung geboten, sagte sie: „Wir sind nicht dazu berufen, die Proteste der Bauern über eine Streichung bestimmter Subventionen oder die Diskussion über die Streichung oder Verschärfung der Bedingungen für das Bürgergeld zu kommentieren.“
Wenn aber Geschehnisse in Deutschland oder der Welt entweder die Universitäten in ihrem Wesen berührten oder so weitreichend seien, dass die Auswirkungen in den Campus hineinreichen, dann seien die Hochschulleitungen gefordert: „Dann stehen sie in der vollen Verantwortung, die Werte, für die die Universität steht, zu verteidigen.“ Dann müssten sie zudem Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit auf dem Campus zu gewährleisten. Man habe angesichts des Krieges in der Ukraine und der Ereignisse im Nahen Osten „selbstverständlich unser tiefes Mitgefühl zum Ausdruck gebracht mit allen, die hiervon betroffen waren und sind“, sagte Steinbeck.
Friedlicher und respektvoller Umgang auf dem Campus
„Aber auch Sprachkurse für Geflüchtete, Stipendien für ukrainische Forschende, sichtbare Solidaritätsbekundungen mit den von der Hamas entführten Geiseln sowie eine Erhöhung von Sicherheitskräften zur Vermeidung von Auseinandersetzungen unter Studierenden auf dem Campus gehörten dazu.“ Besonders betonte sie das Bekenntnis, dass man auf dem Campus einen friedlichen und respektvollen Umgang miteinander erwarte. „Diskriminierung, die anknüpft an ethnische Herkunft, Nationalität, Geschlecht oder sexuelle Orientierung, Religion oder Weltanschauung, wird nicht toleriert“, sagte Anja Steinbeck: „Die HHU ist kein Ort für Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit oder Rassismus, sie ist kein Ort für Hass, Hetze und Gewalt.“
Rechtsradikales Gedankengut oder andere extremistische Strömungen würden an der Universität nicht geduldet, ergänzte die Rektorin. „Derartige Gesinnungen gefährden unsere demokratische Grundordnung und damit zugleich die Grundlage von freier Wissenschaft und Lehre … und damit die Universität als solche.“ Man sei intolerant gegenüber denen, die die Demokratie missbrauchen wollten, um sie abzuschaffen.
Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) unterstrich in einem Grußwort die Bedeutung der Heinrich-Heine-Uni für die Stadt – und den großen Wert eines lebendigen Austauschs zwischen beiden. Die Begegnung zwischen Uni und Stadtleben solle sich nicht auf Wissenschaft und Forschung beschränken: „Studierende sollten Einfluss auf unsere Stadt nehmen; sie sollten sich aktiv einbringen und sich für das Miteinander in unserer Stadt einsetzen.“ Diskussion und Diskurs bestimmten Forschung und Wissenschaft, seien aber auch die Treiber demokratischer Prozesse.
Der Oberbürgermeister erinnerte in diesem Kontext an den am 8. Januar verstorbenen Udo van Meeteren, der ein großer Förderer unter anderem von Wissenschaft und Forschung war. „Ihm lag daran, dass wir alle Verantwortung für unsere Stadtgesellschaft und unsere Demokratie übernehmen“, sagte er. Auch Anja Steinbeck hatte in ihrer Ansprache des Verstorbenen gedacht, den sie als besonderen Menschen und großen Förderer der Universität würdigte. Van Meeteren hatte der Uni unter anderem das „Haus der Universität“ am Schadowplatz gestiftet, das als deren sichtbare Dependence in der Stadtmitte dient.