Bauen in Düsseldorf Ausgrabungen auf der Landtagsbaustelle
Düsseldorf · Ende Oktober entdeckten Arbeiter auf der Gästehaus-Baustelle an der Wasserstraße Knochen, die offenbar auf einen alten Garnisonsfriedhof zurückzuführen sind. Jetzt soll es dort eine „archäologische Maßnahme“ geben.
Eine Baustelle als Geschichtsstätte: Bevor das neue Apartmenthaus des Landtags entsteht, wird das Grundstück an der Wasserstraße zum archäologischen Projekt. Experten sollen jahrhundertealte Knochen bergen, die dort wohl noch im Boden schlummern. Sie gehören zu einem Soldatenfriedhof, auf den Bauarbeiter Ende Oktober gestoßen waren.
Im vergangenen Herbst war der Abriss des alten Gästehauses des Landtags noch in vollem Gange. Das Gebäude aus dem Jahr 1859 war baufällig, wurde schon lange nicht mehr als Übernachtungsmöglichkeit für auswärtige Abgeordnete genutzt. Unter der Bodenplatte im Keller entdeckten die Bauarbeiter durch Zufall Knochen, packten sie in eine Bauplane und machten erst mal Wochenende.
Der überraschte Vorarbeiter rief Montagsfrüh die Polizei. Die fand schnell heraus: Die Knochen waren tatsächlich von Menschen – und sehr alt. Das Stadtarchiv konnte bei den Ermittlungen helfen: Um 1727 – elf Jahre nach dem Tod des legendären Kurfürsten Jan Wellem – war an der Wasserstraße ein Garnisonsfriedhof eingeweiht worden. Also: Kein aktuelles Verbrechen, sondern vor hunderten Jahren gestorbene Soldaten. Die Kripo gab die Baustelle wieder frei.
Heute ist das alte Gästehaus fast komplett abgetragen. An gleicher Stelle will der Landtag bis 2025 ein neues Gästehaus mit 20 modernen Apartments bauen. Auch wenn jetzt schon ab dem Erdgeschoss nichts mehr steht, kommen im Keller zunächst die Archäologen zum Zug. Im Februar oder März, wenn es auch keinen Bodenfrost mehr gibt, soll es eine „archäologische Maßnahme“ auf dem Gelände geben, wie die zuständige Denkmalbehörde beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) es formuliert.
Eine archäologische Fachfirma soll unter Aufsicht der Behörde vorsichtig die Erde abtragen. Denn: „Es ist davon auszugehen, dass es bei dieser Maßnahme weitere Knochenfunde geben wird“, so ein LVR-Sprecher. Dem Vernehmen nach wird nur so tief gegraben, wie am Ende auch die Baugrube für das neue Gebäude sein wird. Es könnten also Knochen im Boden unter dem neuen Gästehaus liegen bleiben.
Knochen aus dem Herbst sind noch in der Gerichtsmedizin
Alle Gebeine, die man findet, werden untersucht. Die Knochen aus dem Herbst sind noch in der Gerichtsmedizin. „Sobald die Maßnahme abgeschlossen ist und wir das gesamte Fundmaterial überblicken können, wird entschieden, wie mit den Knochenfunden verfahren wird“, so der Sprecher des LVR: „Wenn die Knochenfunde aussagekräftig genug sind, werden diese wahrscheinlich noch anthropologisch untersucht.“
Danach sollen die Überreste der Soldaten, die vor 300 Jahren beerdigt wurden, ihre nun wirklich letzte Ruhe finden – durch eine neue Bestattung. „Grundsätzlich ist aber nicht auszuschließen, dass bestimmte Knochen beziehungsweise Skelette archiviert oder sogar ausgestellt werden, falls sie von besonderer wissenschaftlicher Bedeutung sind“, so die Denkmalbehörde.
Das kann zum Beispiel sein, weil sich Verletzungen, Krankheiten, Lebensgewohnheiten und so weiter durch die Knochenfunde nachvollziehen lassen. Welchen Blick die Knochen von der Wasserstraße in die Zeit von Jan Wellem gewähren, ist zurzeit aber noch unklar.