Geschichte Archäologische Schätze im Dom

Köln · Seit dem Jahr 1946 graben Archäologen unter dem Kölner Dom. Begonnen hatten die Arbeiten unter Otto Doppelfeld - und sie dauern bis heute an. Dabei wurden bei einer der umfangreichsten deutschen Kirchengrabung auf einer Fläche von 4000 Quadratmetern mehr als 260.000 Fundstücke geborgen.

Dieser Gesimsstein mit Palmettendekor stammt vom Alten Dom.

Foto: step/Eppinger

Die ältesten Stücke stammen noch aus der Römerzeit, die jüngsten haben ihren Ursprung in der Neuzeit.

Einen umfassenden Überblick über diese mittlerweile fast acht Jahrzehnte andauernde Forschungsarbeit gibt der Domarchäologe Ulrich Back, der 37 Jahre lang bei den Ausgrabungen unter der Kathedrale im Einsatz war, in seinem gerade erschienenen Buch. Gleichzeitig präsentiert eine neue Ausstellung in der Domschatzkammer bis zum 17. März unter dem Titel „Ausgegraben“ ausgewählte Exponate aus allen Epochen.

Brillengestelle und eine Weinflasche von der Ahr

Aktuelle Grabungsberichte finden sich regelmäßig im Kölner Domblatt. Allerdings fehlte bislang eine umfassende und kompakte Darstellung der gesamten Baugeschichte des Domes und seiner Vorgängerbauten von der Römerzeit bis zur Gegenwart, die alle vorliegenden archäologischen Forschungsergebnisse mit einschließt.

Dabei gibt es immer wieder neue Erkenntnisse: So wurde bislang angenommen, dass ein unter dem Dom gefundenes Mauergeviert der Unterbau eines römischen Tempels war, der später zum Getreidespeicher umfunktioniert wurde. Nun konnte dieser Fund mit hoher Wahrscheinlichkeit als kleines Bibliotheksgebäude, Archiv oder Schatzhaus identifiziert werden.

Aus der Neuzeit dagegen stammen Gasleitungen unter dem Dom, die für die Dombeleuchtung eingesetzt wurden. Vorgestellt werden hier auch Erkenntnisse zu neuzeitlichen Gräbern und Gruftanlagen sowie zur Umgebungsbebauung des Domes, wie die barocke Pfarrkirche St. Johannes Baptist oder die Domterrasse des 19. Jahrhunderts.

Die Ausstellung in der Bibliothek der Domschatzkammer präsentiert den Besuchern Fundstücke, die teilweise erstmals zu sehen sind. Dazu gehört zum Beispiel die Fragmente eines römischen Matronensteins. In den Merowingergräbern des 4. bis 6. Jahrhunderts wurden unter dem Binnenchor zum Beispiel ein Spangenhelm sowie kleine Messer und Kämme entdeckt.

Vom Alten Dom werden kostbare Reste des Fußbodenbelags und Wandmalereifragmente gezeigt. Zu den Highlights der Ausstellung gehört ein Gesimsstein mit Palmettendekor, der aus der Zeit um 800 stammt und der anschaulich macht, mit welch hoher Qualität damals gearbeitet worden ist. Direkt dahinter ist eine alte Fotoaufnahme zu sehen, die Otto Doppelfeld bei seiner Arbeit im Dom zeigt.

Gefunden wurden auch Alltagsgegenstände aus der Bauphase, in der der neue gotische Dom entstand. Dazu gehört zum Beispiel Tongeschirr, mit dem die Arbeiter auch mit Wein versorgt worden sind. Entdeckt wurden aus dieser Zeit zudem die Überreste von aus Knochen gefertigten Brillengestellen. Diese wurden in den Werkstätten in unmittelbarer Nähe zum Dom mit wertvollen Kristallgläsern versehen. Aus dieser Zeit stammen auch ein Fingerring und eine kleine Goldmünze.

Ihre Grabstelle fanden im Dom zunächst nur die Geistlichen, später wurden aber auch Bürger dort bestattet. Gefunden wurden hier beispielsweise in einem Bischofsgrab Pontifikalhandschuhe und ein Bischofsring. Beides waren Grabbeigaben für den hochgestellten Geistlichen und veranschaulichen die Bestattungsriten des 17. und 18. Jahrhunderts.

Aus der Neuzeit stammt eine in der Verfüllung des Gewölbes im Bereich der Domschatzkammer gefundene, leere Weinflasche von der Ahr. Sie weiß darauf hin, dass dieser Bereich als Keller für die Domweine genutzt wurde. Später gab es dort auch eine Weinhandlung, deren Produkte auch als Messweine bei Gottesdiensten im Dom zum Einsatz kamen. Dazu kommen die Überreste einiger Tabakpfeifen.

Zum Buch: Ulrich Back: Archäologie im Kölner Dom. Forschungsergebnisse zu seiner Vor- und Baugeschichte, Domverlag, 252 Seiten, 56 Euro

Zur Ausstellung: Ausgegraben - Archäologische Schätze aus dem Kölner Dom, bis zum 17. März in der Domschatzkammer an der Nordseite des Doms. Öffnungszeiten: täglich 10 bis 18 Uhr, Eintritt: 6 (ermäßigt 3) Euro.