Zeitreise Buchtipp: Auf Zeitreise mit Kölner Schlagzeilen

Köln · Die Jahre zwischen 1970 und 2000 waren für die Entwicklung Kölns so spannend wie auch folgenreich. Wichtige Gebäude wurden gebaut und gesellschaftliche Bewegungen haben in diesen Jahrzehnten ihren Ursprung.

Cover

Foto: Verlag/Greven

Die Kultur wurde gestärkt, bekannte Persönlichkeiten besuchten die Domstadt, und auch der FC sorgte, anders als heute, für positive Schlagzeilen.

Den Blick auf diese Zeit hat der Kölner Autor, Journalist und Stadtführer Bernd Imgrund in seinem dreibändigen Werk „Kölner Schlagzeilen“ geworfen. Dazu hat er die Archive der Kölner Tageszeitungen durchforstet und die Bestände bekannter Fotografen wie Christel Fromm, Manfred Linke und Oswald Kettenberger gesichtet. Gefunden hat er bei seiner Recherche insgesamt 400 Fotos aus drei bewegten Jahrzehnten die zum Staunen, Kopfschütteln und Schmunzeln anregen.

Dazu gehört auch das Coverfoto der 70er Jahre, auf dem der beliebte Volksschauspieler Willy Millowitsch auf einem Elefanten reitet. 1971 bringt er seinen „Etappenhasen“ im Familientheater an der Aachener Straße auf die Bühne und ist in zahlreichen Kinofilmen bundesweit zu sehen. Heute erinnert mitten in der City ein Denkmal an den berühmten Sohn der Stadt.

Das Stadion wird fertiggestellt und Chorweiler entsteht

Doch in diesen zehn Jahren ist noch weit mehr passiert: Das Stadtarchiv zieht in die Severinstraße, die Nord-Süd-Fahrt und der Ebertplatz werden fertiggestellt, das Müngersdorfer Stadion, die Zentralbibliothek und das Römisch-Germanische Museum werden eingeweiht. Im Bau sind der Fernsehturm Colonius und die neue Hochhaussiedlung Chorweiler.

Auch sportliche Erfolge gibt es zu vermelden: 1978 holt der FC das Double. Die Kölner Kultur macht ebenfalls von sich reden, 1972 bekommt Heinrich Böll den Literaturnobelpreis verliehen. Im Fernsehen entsteht 1973 mit der Serie „Ein Herz und eine Seele“ ein Dauerbrenner. Im Karneval machen nicht nur die Höhner Karriere, auch das Colonia Duett startet ab den 70er Jahren durch.

Die 80er Jahre bringen ebenfalls neues Leben nach Köln: Die Stunksitzung wird gegründet und die ersten Bioläden und Bürgerzentren öffnen ihre Pforten. Das Museum Ludwig und die Philharmonie werden eingeweiht. Der Mediapark ist dagegen gerade noch im Entstehen. Im Fernsehen startet die Kultserie „Lindenstraße“ und das „Lommi“ in Deutz wird zur Kultkneipe. Berühmte Gäste der Stadt sind unter anderem der Papst, das spanische Königspaar; Lady Di und Michael Jackson.

In den 80er Jahren entsteht mit dem Taschen-Verlag die Basis für ein global agierendes Kölner Unternehmen. Mit Franz-Josef Antwerpes macht ein Regierungspräsident von sich reden, wenn er zum Beispiel an seinem Amtssitz Wein anbaut. Ihre Premiere feiert 1985 die „Lachende Sporthalle“, die in den 90ern in die Arena umzieht. Traurige Berühmtheit erlangt der Schimpanse Petermann, der erschossen wird, nachdem er den Zoodirektor Gunther Nogge attackiert hat.

In den 90er Jahren wird der Geisterzug erfunden und „Arsch huh“ bezieht 1992 erstmals Position gegen Rassismus. Der CSD wird immer größer und das Kunstprojekt „Stolpersteine“ wird gestartet. Eröffnet werden unter anderem der Cinedom, die Kölnarena, das E-Werk, der Frauenmediaturm und das Schokoladenmuseum. Auf dem Zeughaus landet das „Flügelauto“ von H.A. Schult. Die Grünen ziehen in den Rat ein und der G8-Gipfel tagt am Rhein. Im Fernsehen startet zudem die erste deutsche Doku-Soap „Die Fußbroichs“. Mit „Boulevard Bio“ beginnt auch ein neues Talkformat.

Bernd Imgrund: Kölner Schlagzeilen 1970er, 1980er, 1990er (3 Bde.), Greven Verlag, 68 Euro