Luxuslabel: Hermès-Artikel sind Sammlerstücke

Die französische Luxusmarke ist auch in Düsseldorf heiß begehrt. Man sieht es an der Kelly-Bag-Dichte in der Stadt.

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Düsseldorf. Früher wurde in den Böhler-Werken Stahl verarbeitet, heute eher kommunaler Klatsch und Tratsch beim In-Treff.

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Doch im vergangenen Sommer wurde in den ehemaligen Werkshallen noch mal so richtig malocht. Edelstes Handwerk war zu Gast: Das „Festival de Métiers“ des französischen Luxuslabels Hermès machte mit zehn seiner Meister nach New York, München und London Station in Meerbusch.

Historisch nahe liegend: Nur wenige Kilometer weiter, in Krefeld, wurde 1801 Firmengründer Thierry Hermès geboren. Dessen hugenottische Vorfahren waren einst nach Deutschland ausgewandert, wo die Franzosen das Linksrheinische annektiert hatten.

Thierry lernte Sattler, heiratete eine Französin und zog 1837 in die Nähe von Paris, wo er den Grundstein für die heutige Weltfirma legte. Auch heute noch sind vereinzelt edle Sättel und elegantes Zaumzeug gefragt. Hermès brachte als Nachfahrin des Gründers eine junge Sattlerin aus Paris mit nach Düsseldorf. Sie zeigte geschickt, wie solche Teile gefertigt werden.

Nicht nur das. Täschner demonstrierten die verschiedenen Arbeitsschritte der Kelly-Bag, der berühmten nach der Schauspielerin Grace Kelly und späteren monegassischen Fürstin Gracia Patricia benannten Henkel-Tasche.

Durch eigene Anschauung versteht frau danach leichter, dass man auf solch ein begehrtes Stück oft Jahre warten muss — wenn man sich nicht mit einer Kopie von südländischen Touristen-Meilen oder chinesischen Märkten oder einer leicht abgewandelten Form einer anderen Marke begnügen will.

Deutschland ist ein wichtiger Absatzmarkt für das Weltunternehmen, und die Modestadt und Shopping-Metropole Düsseldorf spielt mit ihrem internationalen Publikum darin eine Hauptrolle. Auf der Düsseldorfer Kö und auf der Hafenmeile, in Ober- und Niederkassel herrscht jedenfalls eine ziemliche Kelly-Bag-Dichte. In echt und falsch.

Es soll schon heftige Szenen einer Ehe gegeben haben, nachdem eine Düsseldorferin im Original-Laden (bisher am Kö-Rand Nummer 10, bald mehr in Kö-Mitte im Girardet-Haus) erfahren musste, dass das Teil, das sie zur Reparatur brachte, leider nicht echt war. Ihr Mann hatte es von einer Dienstreise mitgebracht. Pech gehabt. Passiert auch mit Prada.

Längst liefert das Luxus-Label auch elegante Kleidung für Sie und Ihn — im hochpreisigen Bereich. Wirklich High Fashion war’s jedoch erst, als das hohe Haus Designer wie Martin Margiela oder den französischen Rebell Jean Paul Gaultier hinzu zog.

Nicht nur gut betuchte Russinen fanden in den Hermés-Boutiquen der Weltmetropolen das angemessene Tribünen-Outfit für die Olympischen Spiele in Sotschi: Stretch mit Leder in Lakritzschwarz: die Daunenweste für 2400 Euro mit dazu passender Stretchhose für 1400 Euro.

Echte Hermès-Artikel sind längst Sammler-Stücke, die hoch gehandelt werden. Erst im Herbst 2012 kam eine schokofarbene Kroko-Tasche vom Modell „Victoria“ für 33 000 Euro unter den Hammer, eine „Birkin“, auch ein Bestseller unter den Hermès-Henkeltaschen, erbrachte sogar 58 000 Euro.

Bezahlbarer sind die berühmten Hermès Carres, meist mit Reitmotiven reich verzierte Seidentücher. Auch für sie gibt es schon Sammler-Börsen. Jedes Jahr kommt ein Dutzend Motive dazu. Da kann ein Quadratmeter Seide, handbestickt mit Glasstäbchen im Muster eines Pferdegeschirrs, leicht über 2000 Euro kosten.

Anspielungen auf die Ursprünge von Sattel und Zaumzeug findet man auf fast allen Produkten der Marke, auch auf den typischen Tüten und Schachteln in der Hausfarbe Orange. Dezenter ist da ein Hauch von Hermès als Duftmarke, der sicher auch über die Kö weht: „Calèche“ für die Dame, „Equipage“ für den Herren. . .