Düsseldorf Machtkampf bei der Union: Ex-Venetia will an CDU-Spitze

Heidrun Leinenbach, erst seit 2013 in der Partei, tritt gegen Thomas Jarzombek an. Viele wittern dahinter eine Intrige und Rache.

Heidrun Leinenbach, Ex-Venetia, will Thomas Jarzombek an der CDU-Spitze ablösen.

Foto: DY, privat

Düsseldorf. Mit Spannung bereitet sich die Düsseldorfer CDU auf ihren Kreisparteitag am 22. Juni vor. Denn dann stellt sich Thomas Jarzombek, seit Januar 2014 Parteivorsitzender, zur Wiederwahl. Aber: Er hat eine Gegenkandidatin. Heidrun Leinenbach, 46, geborene Düsseldorferin, Senior-Projektleiterin bei den Stadtwerken im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. Bekannt ist sie dank des Karnevals, 1994 war sie die Venetia, jetzt ist sie Geschäftsführerin im Venetienclub. In der CDU freilich kennen sie viele noch gar nicht, was kein Wunder ist, da sie erst 2013 in die Partei eintrat.

Foto: DY, privat

Wenn man Heidrun Leinenbach fragt, wie sie dazu kommt, gleich den Vorsitz anzustreben, kontert sie: „Warum denn nicht?“ Die CDU benötige dringend einen neuen Aufschwung, sie müsse zu alter Geschlossenheit und Stärke zurückfinden: „Ich beherrsche die Dinge, die jetzt dafür erforderlich sind“, sagt Leinenbach selbstbewusst. Dass sie im Polit-Betrieb erst kurz dabei sei, könne auch ein Vorteil sein, denn: „Ich bin noch nicht betriebsblind, kann noch objektiv und frei an die Schwachstellen herangehen.“ Und überhaupt: Mehr Leute aus der Wirtschaft einbinden und mehr Frauen, das werde doch andauernd postuliert.

Jarzombek reagiert gelassen auf die Gegenkandidatur: „Dagegen ist gar nichts zu sagen.“ Einen Anlass für einen Wechsel gebe es indes beim besten Willen nicht, findet er: „Wir haben die Wahlniederlage 2014 wirklich ernsthaft aufgearbeitet und sind jetzt gut dabei, uns inhaltlich und organisatorisch neu aufzustellen.“ Mehr interne T ransparenz, mehr Teilhabe der Mitglieder, dafür stehe er besonders.

Viele Protagonisten in der CDU sehen das Duell weniger entspannt. Sie wittern eine Intrige hinter der Kandidatur von Leinenbach, denn es sei vollkommen ausgeschlossen, dass jemand, der nicht mal zwei Jahre Mitglied in der Partei und seitdem auch nie aufgefallen sei, von sich aus auf eine solch verwegene Idee komme. Rüdiger Gutt, der Fraktionschef im Rat, drückt es diplomatisch aus: „Diese Kandidatur hat mich sehr überrascht.“ Aussicht auf Erfolg habe sie nicht, meint Gutt, „Thomas Jarzombek ist ein guter Vorsitzender, er hat die Partei geöffnet und ermöglicht den Mitgliedern mehr Partizipation.“

Immer wieder ist hinter vorgehaltener Hand von einer „Rache-Kandidatur“ zu hören. Dahinter stecke nicht zuletzt Astrid Elbers, eine gute Bekannte von Leinenbach und die Frau des 2014 abgewählten OBs Dirk Elbers. Der fühlte sich im Wahlkampf nicht genügend unterstützt von seiner Partei und Jarzombek. Astrid Elbers wiederum arbeitet als Rechtsanwältin in der Kanzlei von Peter Preuß, dem stellvertretenden CDU-Vorsitzenden und CDA-Chef , der Jarzombek in der Kampfkandidatur 2014 unterlag.

Er und Sylvia Pantel, ebenfalls Partei-Vize, gelten als starke Jarzombek-Gegner, ein Beisitzer im CDU-Vorstand sagt, die beiden erhofften sich womöglich einen Gewinn aus einem möglichst guten Ergebnis von Heidrun Leinenbach — und einem möglichst schlechten für Jarzombek, etwa, wenn es später darum gehe, wer in welchem Bundestagswahlkreis für die CDU kandidieren dürfe.

Die Frau, um die es jetzt geht, lässt das kalt. „Ich kenne diese Gerüchte. Aber das alles ist meine Entscheidung und meine Kandidatur hat nichts mit irgendeiner Form von Rache zu tun. Ich lasse mich auch von niemanden vor den Karren spannen“, sagt Leinenbach. Es stimme freilich, dass sie sich im letzten Wahlkampf sehr für Elbers engagiert habe: „Und da habe ich leider gemerkt, dass nicht alle in der Partei voll mitziehen.“

Sie selbst glaubt, durchaus eine echte Siegchance am 22. Juni zu haben: „Sonst würde ich nicht antreten.“ Damit steht sie allerdings ziemlich alleine da, mehr als ein Drittel der Delegiertenstimmen traut ihr in der CDU kaum jemand zu.

Natürlich hängt einiges davon ab, wie sich Leinenbach beim Parteitag präsentiert. Dass sie da „bella figura“ macht, erwartet sogar das Jarzombek-Lager. Und: Schon mit 30 Prozent könnte sie Jarzombek empfindlich schwächen.