Mahnmal für verfolgte Homosexuelle am Rhein?

Der Wunsch-Ort steht fest, jetzt sind die Künstler gefragt.

Symbolbild

Foto: Melanie Zanin

Die Diskussion um einen Erinnerungsort für verfolgte Homosexuelle ist einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Ein Bürgertag in der Mahn- und Gedenkstätte ergab am Samstag, dass das Denk- oder Mahnmal am Rhein entstehen sollte: zwischen dem Ort des früheren Lokals „Alter Vater Rhein“ am Alten Hafen, nördlicher und südlicher Düssel sowie der Rheinuferpromenade. Außerdem soll das Mahnmal so beschaffen sein, dass Interessierte nicht nur davor stehen bleiben können und dann weitergehen. Es soll begehbar sein, ein Ort zum Aufhalten.

Der Bürgertag wird nicht der letzter seiner Art sein. Die Ideen des Wochenendes werden am 21. März der neuen Kunstkommission vorgestellt. Diese wird voraussichtlich Künstler und Kollektive anfragen, deren Gedanken sollen anschließend mit allen Interessierten vertieft werden. Parallel dazu werden die kommunalpolitisch erforderlichen Schritte eingeleitet, schließlich müsste die Finanzierung eines Mahnmals zum Beispiel in den städtischen Haushalt aufgenommen werden. Voraussichtlich wird mit dem Mahnmal einer noch größeren Gruppe gedacht.

Am Samstag zeigte sich, dass viele den Wunsch hegen, an alle zu erinnern, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Identität verfolgt wurden. Das nicht nur in der NS-Zeit, sondern auch vor 1933 und nach dem Krieg in der Bundesrepublik über den Paragrafen 175 des Strafgesetzbuchs. Der Rhein hat in diesem Zusammenhang eine doppelte Bedeutung. Er ist Sinnbild für das Leben und seinen Fortgang, ein Ort, an dem heute alle Menschen flanieren und (hoffentlich) nicht mehr danach beurteilt werden, wen sie lieben.

Zugleich hat die Düsseldorfer Gestapo aber auch entlang des Rheins Homosexuelle verfolgt. „Düsseldorf war ein Zentrum der schwulen Subkultur in den Zwanzigern und deshalb auch ein Zentrum der Verfolgung von Homosexuellen im Dritten Reich“, sagte Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte. Wenn das Denkmal geschaffen ist, soll das nicht das Ende des Prozesses sein, vielmehr ein Impuls. Die Initiatoren des Bürgertags wollen es zu einem Ort für Schulprojekte und Aktionen möglicher Paten machen. Dafür kommen eine Menge Vereine und Institutionen in Betracht. Die Reihe der Unterstützer reicht von der Jüdischen Gemeinde über Fortuna bis zu den Düsseldorfer Jonges.