Mehr Unfälle, mehr Verletzte:„Das Klima wird rauer“

Negativer Trend: Es wird mehr gerast, die Unfallfluchten nehmen zu.

Düsseldorf. Von „sinkender Verkehrsmoral“ und „ausgeprägtem Egoismus“ spricht Martin Vonstein, Leiter der Polizeidirektion Verkehr. Sein Ärger hat einen Grund: Die Verkehrsstatistik für 2011 zeigt einen Anstieg der Unfälle um 1825 auf 27 965. 3048 Menschen verunglückten im vergangenen Jahr auf Düsseldorfs Straßen — 2010 waren es 2895. Vonstein: „Das Klima im Verkehr wird rauer.“

Die Antwort der Polizei lautet: mehr Kontrollen. Seit Anfang dieses Jahres wird schwerpunktmäßig in einzelnen Stadtteilen geblitzt, aber auch im gesamten Stadtgebiet gibt es mehr Tempomessungen. 772 Unfälle wegen überhöhter Geschwindigkeit (Bagatellunfälle ausgenommen) zählte die Polizei 2011. Zum Vergleich: 2008 waren es 629.

Ein anderes Zeichen für das abnehmende Verantwortungsbewusstsein im Verkehr: Die Zahl der Unfallfluchten lag 1998 bei rund 4000, 2008 dann bei 5000 — und im vergangenen Jahr gab es schon fast 6000 Fälle. „Das ist ein erschreckender Anstieg“, sagt Vonstein.

Trotz der seit 2008 laufenden Kampagne „Achtung Fußgänger“ von Polizei, Stadt, Rheinbahn und Verkehrswacht stieg die Zahl der verunglückten Fußgänger leicht von 476 auf 480 — die Zahl liegt jedoch weiterhin niedriger als 2008 (524).

Ins Visier will die Polizei in der Zukunft auch verstärkt Verstöße gegen Radfahrer und von Radfahrern nehmen: 695 Radler wurden 2011 verletzt oder getötet, im Vorjahr waren es 608. Auffällig: Bei jedem neunten Fall hatte der Radfahrer Alkohol getrunken.

Als Grund für den Anstieg der Fahrradunfälle sieht Martin Vonstein auch die wachsende Zahl von Senioren, die auf dem Rad in der Stadt unterwegs sind. 1094 Unfälle mit Senioren insgesamt gab es 2011 (2010: 1024), auffallend oft waren die über 65-Jährigen dabei Verursacher, nämlich bei 769 Zusammenstößen.

Viel öfter allerdings verunglücken junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren: Statistisch gesehen wurden 2011 von 100 000 jungen Erwachsenen 1006,9 verletzt, bei den Senioren liegt diese Vergleichszahl bei 308,4.

Eine erfreuliche Nachricht indes hat Vonstein auch: „Kein Kind starb 2011 im Verkehr. Und die Zahl der Schulwegunfälle ist auf einem historischen Tiefstand.“