Mendelssohns Stiefel sind fertig
Der Förderverein kämpft seit 2009 für das Standbild von Mendelssohn. Jetzt wird es in der Gießerei neu gefertigt.
Düsseldorf. Rot-orange wie eine untergehende Sonne glüht die Bronze, als sie in der Kunst-Gießerei Kayser am Hafen 1100 Grad heiß den Schmelztiegel verlässt und in die Formkästen fließt. Die Hohlräume in den großen Quadraten ergeben zusammen die Gestalt des Mendelssohn-Denkmals.
Ein Jahr lang hat das Team um Gießerei-Meister Rolf Kayser an der Rekonstruktion gearbeitet. 1940 hatten die Nazis das am Opernhaus platzierte Bronze-Standbild entfernt und im Zuge einer sogenannten „Metallspende“ einschmelzen lassen. Bald jedoch soll es eben dorthin wieder zurückkehren.
Jetzt geht die Verfertigung in die heiße Phase: Stiefel und Notenständer Mendelssohns sind schon vollendet und glänzen wunderschön in einem hellen, fast goldenen Bronze-Ton; nun werden die restlichen Teile gegossen. „Besonders schwierig war es, aus dem kleinen historischen Modell, das von dem Original noch existierte, eine große Nachbildung aus Gips zu erstellen“, erklärt Rolf Kayser.
Die kleine Vorlage im Maßstab 1:10 sei nicht so fein gewesen wie das ursprüngliche Standbild. Also habe man noch Fotos vom Denkmal unter die Lupe genommen, um dem aus dem Jahre 1901 stammenden Werk des Künstlers Clemens Buscher ganz nahe zu kommen.
„Wir haben uns noch viele Bilder Mendelssohns angesehen, um den typischen Gesichtsausdruck zu treffen“, berichtet Kayser, der sich mit künstlerischen Fragen bestens auskennt. Ihm vertrauen heutige Künstler wie Thomas Schütte und Tony Cragg ihre Kreationen an, auf dass er die von ihnen entworfenen Modelle in Metall gießt.
Neben den modernen Plastiken in der Kunst-Gießerei nimmt sich Clemens Buschers Mendelssohn-Denkmal in seiner idealisierenden Schönheit freilich sehr historisch aus. Denn die Gründer des Fördervereins zur Wiederherstellung des Standbildes, die Spenden in Höhe von 150 000 Euro gesammelt haben, wollten keine Neuschöpfung, sondern die Herstellung des Urzustandes.
Geboren wurde die Idee im Jahr von Mendelssohns 200. Geburtstag 2009 im Rahmen einer Gedenkausstellung des Heinrich-Heine-Instituts. Im Jahr darauf gründete sich der Förderverein mit OB Dirk Elbers an der Spitze. Die öffentliche Einweihung am Opernhaus ist für den 27. September, 11 Uhr, vorgesehen. Der Festakt soll von Musikern der Robert-Schumann-Hochschule klangvoll umrahmt werden.