Messe auf dem Weg in die Zukunft

Die Messe ist wieder profitabel und investiert: Halle 9 wird umgebaut, ein „Food Court“ kommt – und wohl auch eine neue Ausstellung.

Für 140 Millionen Euro wird die Messehalle 9 modernisiert, so soll sie dann 2028 aussehen.

Foto: Messe Düsseldorf

Dass sein Unternehmen wieder gut im Geschäft ist, hat Wolfram Diener schon vergangenes Jahr geahnt – beim Blick in die Buchungen der Aussteller für die Boot-Messe. So richtig spüren konnte er es am ersten Tag der aktuell laufenden Ausstellung, im Gespräch mit italienischen Jachtherstellern in Halle 6. „Dort gehe ich immer als Erstes hin, denn die gehören zu unseren wichtigsten Kunden“, erzählt der Chef der Messe Düsseldorf. Und deren Stimmung, die sei geradezu euphorisch gewesen. „Vor einem Jahr hätten wir uns nicht erträumen lassen, dass der Restart so dynamisch verläuft“, sagt Diener – und meint damit nicht nur den Besucheransturm auf der Boot, sondern auch die Rückkehr in die Gewinnzone. Nach zwei verlustreichen Jahren hat die Messe Düsseldorf 2022 rund 50 Millionen Euro Gewinn gemacht. Das teilte die Messe beim Jahrespressegespräch am Mittwoch mit. Damit ist das Ergebnis des Unternehmens wieder auf dem Niveau „Vor Corona“. Der Umsatz dagegen liegt mit 310 Millionen Euro fast ein Fünftel unter dem Jahr 2019. Während der Pandemie war das Messegeschäft zweitweise komplett eingebrochen, erst seit April laufen die Ausstellungen am Standort Düsseldorf wieder so richtig an. Fachmessen wie die Prowein oder die Eurocis konnten nach der Zwangspause im vergangenen Jahr erstmals wieder stattfinden. „Und dieses Jahr läuft alles wieder regulär“, sagt Erhard Wienkamp, Leiter des operativen Messegeschäfts. 2023 kommen 28 Messen nach Düsseldorf, 43 weitere veranstaltet das Unternehmen rund um den Globus. Nur in Russland, einst einer der wichtigsten Auslandsmärkte, geht nichts mehr.

Das Geschäft wurde im vergangenen Jahr nach Beginn des Ukrainekrieges aufgelöst, allein dadurch habe man 30 Millionen Euro Umsatz verloren, erklärt Finanzchef Bernhard Stempfle. „Aber wir trauern dem nicht nach, man muss als Unternehmen Farbe bekennen.“ Im Ausland will sich die Messe jetzt stärker auf Länder wie Ägypten, Türkei und Thailand konzentrieren. Stempfle sieht den Ausblick für dieses Jahr nicht ganz so rosig wie sein Chef: „Euphorie ist nicht angebracht.“ Denn trotz aller Erfolge sei der Markt nach wie vor schwierig, weil Unternehmen in Zeiten von überall steigenden Preisen ihre Stände entweder verkleinern oder sogar ganz verzichten – und damit das Geschäftsmodell der Messe gefährden.

20 Prozent weniger
Mitarbeiter im Vergleich zu 2019

Um für die nächste Krise und die Zukunft gewappnet zu sein, spare und investiere man gleichzeitig, berichtet der Finanzchef. Die Zahl der Mitarbeiter (570) ist schon im Vergleich zum Jahr 2019 um 20 Prozent gesunken, am 1. Februar verschwinden dann noch einmal 50 Leute von der Gehaltsliste: Handwerker wie Elektriker, Schreinerinnen und Maler, die bisher fest angestellt waren, werden in eine neue Gesellschaft ausgelagert. Dort ist die Messe nur noch minderheitsbeteiligt und kann die Dienstleistungen flexibel für jede Ausstellung buchen, hat also geringere Kosten bei ausfallenden Veranstaltungen.

Die größte Investition der kommenden Jahre ist der Umbau der Halle 9. „Wir wollen unser Gelände in Schuss halten“, sagt Stempfle – und meint damit eine aufwendige Sanierung, die auch Energie einsparen soll. Ab 2024 wird für vier Jahre umgebaut, die geplanten Kosten liegen bei 140 Millionen Euro. Eventuell kommen sogar Solarzellen aufs Dach, man sei im „intensiven Austausch“ mit den Stadtwerken. Eine weitere Sparmaßnahme können die Besucherinnen und Besucher bereits spüren: Die Temperatur in den Hallen liegt nur noch bei 18 bis 19 Grad, früher waren es 20 und mehr.

Einen neuen unternehmerischen Aufbruch hat die Messe Düsseldorf mit dem Kauf der amerikanischen Ausstellung „Xponential“ gewagt. Einen zweistelligen Millionenbetrag habe die weltgrößte Fachmesse für autonome Fahrzeuge gekostet, berichten die Vorstände. In der zweiten Maiwoche findet die Ausstellung in Denver, Colorado statt. Es soll auch einen Ableger in Europa geben, verspricht Messechef Wolfram Diener. Wo genau, will er eigentlich erst auf der Xponential verkünden. Auf einer Karte, die er im Laufe seiner Präsentation zeigt, ist allerdings schon ein Standort markiert: Düsseldorf. Dort mache die Messe auch Sinn, sagt er auf Nachfrage. Denn für nahe gelegene Binnenhäfen und Bahnverkehrsunternehmen seien Technologien wie selbstfliegende Überwachungsdrohnen sehr interessant.

Für hungrige Besucherinnen und Besucher wird es in zwei Jahren in Düsseldorf ebenfalls eine Neuigkeit geben: Für knapp vier Millionen Euro baut die Messe einen „Food Court“ an der Stelle, wo heute noch die Düsseldorfer Traditionsgastronomie Dauser ihre Eintöpfe und Currywürste verkauft. Künftig werden dort verschiedene Catering-Anbieter kochen und je nach Messe das Essen anpassen. Der Hintergrund: Die Gäste sollen mehr Zeit auf dem Gelände verbringen – und Alternativen zur europäischen Küche finden, je nach Wunsch auch halal oder koscher.