Düsseldorf Modemesse: Sommer 2017 wird luftig und lässig

Auf den Düsseldorfer Modemessen und bei den Schauen der „Platform Fashion“ werden Trends gezeigt und verkauft.

Foto: Judith Michalis (6)/Platform Fashion (2)

Düsseldorf. Das Licht geht aus, der Beat geht an und über den Laufsteg schreitet ein Model in metallischem Blau. Ein Mantel, fast schon Rokoko, dazu eine Dreiviertelhose. Nichts ist symmetrisch, viele Lagen sind übereinander und miteinander vernäht. Dann ein weißes Kleid, das aussieht, als wäre es das Bürohemd von Papa, ein weiteres mit großen Taschen vorne, fast wirkt es wie ein Kittel. Avantgardistisch, aber tragbar. Besonders, aber kein Chi-Chi. Diese Mode ist ja auch von Annette Görtz.

Fast 30 Jahre ist es her, dass die Kreative ihre erste Kollektion auf der damaligen Igedo-Messe in Düsseldorf präsentierte — und zehn Jahre seit der Eröffnung ihres Stores „Milian“ im Girardethaus an der Kö, in dem auch die Westdeutsche Zeitung sitzt. Ihre Handschrift ist unverändert klar erkennbar. Und doch zeigen sich bei ihrer Modenschau im Rahmen der „Platform Fashion“ zum Modewochenende CPD am Samstagabend auf dem Areal Böhler auch klare Trends für die Designermode der Saison Frühjahr und Sommer 2017. Denn um die geht es bei dieser Modemesse, die heute zu Ende geht, bereits. Zum Glück endlich mal bei passend sommerlichem Wetter. Das hilft noch einmal, die Auftragsbücher der Aussteller an diesem Wochenende zu füllen — in der Hauptstadt des deutschen Modebusiness’.

Was Frau im Frühjahr und Sommer 2017 trägt
18 Bilder

Was Frau im Frühjahr und Sommer 2017 trägt

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In coolen Hosenanzügen sieht Annette Görtz ihre Kundin besonders gern. Schwarz mit mal langen, mal kurzen Blusen; dann grau mit grafischen Drucken. Immer wieder lange Männerhemden, ein Strickpulli mit supergeradem Ausschnitt und klar definierten Schultern, dann Safari-Anzüge. Immer wieder Säume, die wie einfach abgeschnitten aussehen, leicht fransen. Fast nichts, das in Größe 44 nicht mehr genauso gut aussähe. Es ist eine gnädige Mode für den Sommer des kommenden Jahres. In der ersten Reihe sitzt neben ein, zwei Namen der C-Prominenz vor allem treue Anhängerschaft, echtes Kaufpublikum. Görtz will keinen übertriebenen Glamour.

Das sah bei der Breuninger-Show am Abend zuvor natürlich noch ganz anders aus. Wenn das Kö-Bogen-Luxuskaufhaus einlädt, kommen nicht nur die Kunden, sondern auch Stars, die mit Barbara Becker, der einstigen „Germany’s next Topmodel“-Siegerin Barbara Meier und Schauspielerin Sila Sahin praktisch nebeneinander aufgereiht in der „Front Row“ saßen. Und auf dem Laufsteg edle Mode zu sehen bekamen — auch für den Mann, der sich übrigens auch auf einen sehr lässigen Sommer freut. Und der endlich genau so viele Accessoires mitnehmen darf, wie seine weibliche Begleitung. Geschlechtergerechtigkeit in der Mode.

Für besonders viel Glitzer sorgt am Samstagabend die Show des Abendmode-Labels Unique (mit einem Store im Kö-Bogen), das seine Kollektion „Touch of Gold“ — ein Hauch von Gold — zeigt. In Glitzer mit langem, wallendem Rock zu sehen unter anderem Topmodel Franziska Knuppe — mal in gedecktem Beige-Gold, mal in knalligem Türkis. Auch die Abendmode, zeigt diese fulminante Live-Show, wird hell, freundlich. Im Publikum: Gülcan Kamps, Olaf Thon und die gesamte Moderatorinnen-Riege von Katja Burkard und Laura Wontorra bis Verena Wriedt sowie Ex-„Bachelorette“ Anna Hofbauer mit ihrem im TV gefundenen Liebsten Marvin Albrecht — ein Düsseldorfer Paar.

Während am Rande der Platform Fashion und deren Schauen prickelnde Lillet-Mischgetränke mit Gurke und Erdbeere oder Klasseweine aus der Pfalz geschlürft und Mode gefeiert wird, wird in der Schmiedehalle nebenan mit Zahlen jongliert. Trends gibt es an den Ständen der „Gallery“ aber natürlich auch. „Taschen!“ heißt der im Falle des Black Labels von Rundholz. Weite Kleider, weite Hosen, Jumpsuits, pastellige Farben und Aufdrucke — und große Taschen. Ob das in den Gesamttrend passt, weiß Sophia Beeth am Stand gar nicht: „Da wir so viel zu tun haben, bin ich gar nicht dazu gekommen, mal rumzuschauen, was sonst so los ist.“ Aber das ist für eine Messe ja ein gutes Zeichen.

Los ist nebenan bei PierAntonio Gaspari vor allem Strick und Seide. Und: „Schwarz und Weiß wird es viel geben — wahrscheinlich, weil sie einfach sind“, sagt Giorgia Malvezzi. Welches Bild hinter der Mode steht? „Das einer Powerfrau, die ein Kleidungsstück vom Morgen bis in die Nacht trägt — und immer gut dabei aussieht. Eine Business-Frau!“ Für so coole Frauen macht auch die Dänin Trine Kryger Simonsen Kleider. „Unsere Zielgruppe sind nicht die jungen Dünnen“, sagt ihr Mann Thomas Lange. Viel schwarz und weiß gibt es auch an diesem Stand. Und Digitalprints, manchmal sogar Drucke, die man fühlen kann. Sehr künstlerisch, sehr klar. „Wir kommen ein bisschen aus der Architektur-Ecke“, erklärt Lange. Und das sieht man.

Die Mode der bedruckten Mode hat das deutsche Label Nook auf die Spitze getrieben. Dort werden die Muster sogar mit dem Laser gezeichnet, indem die Farbe ausgebrannt wird. Marie-Luise Waldhelm hetzt zwischen den Kleiderständern selbst in einem Dress herum, der nach schwerem Jeansstoff aussieht, tatsächlich aber ein ganz leichter Jersey ist — schön elastisch. Am Hals wirkt er wie ein Hosenbund, wird dann unterhalb der Taille zu einem luftigen Ballon. In dieses Teil muss sich keine Frau hineinzwängen. „Wir machen die Mode ja für die Frau“, sagt Waldhelm — und fühlt sich in der Messehalle damit in bester Gesellschaft: „Die meisten hier machen Mode für selbstbewusste Frauen, die nicht aussehen wollen wie jedermann.“

Und wie auch Trine Kryger Simonsen produziert Nook allein in Europa. Auch dieses Thema liegt im Trend. „Man merkt, dass die Einkäufer sich umstellen“, erklärt Renate Hunfeld. Lange war ihr Geschäft „Suburbia“ in Düsseldorf ein Mekka für Kunden, denen nicht egal war, unter welch prekären Umständen ihre Kleidung gefertigt wurde. Jetzt ist sie verantwortlich für den neuen Bereich mit organischer und fair gehandelter Mode auf der „Gallery“. Zehn Marken sind in diesem Jahr dabei. „Das ist schon ein Trend“, bestätigt Hunfeld. Viele große Firmen starteten deshalb eigene „grüne“ Linien.

Die Mode für den kommenden Sommer soll fürs gute Gewissen gegenüber Produktionsländern und der Umwelt sorgen — aber eben vor allem dafür, dass frau mit gutem Gewissen auch mal ein Eis mehr futtern kann. Eine Mode, die lässig ist, den Körper umspielt, gemütlich ist. Aber dabei toll aussieht. Wer „in“ sein will, setzt auf Schwarz oder Weiß mit kleinen Farbtupfern und grafische Drucke, betont die Schultern — und wenn hier und da mal ein Saum abgeschnippelt und fransig wirkt, ist der Look für ein hoffentlich sonniges 2017 perfekt.