Mord in Anwaltsbüro: Amok-Täter gefasst, Motiv unklar
Am Höherweg und in Erkrath werden zwei Frauen getötet. Die dramatische Täter-Jagd endet in Goch.
Düsseldorf. Zwei getötete Frauen, zwei schwer verletzte Männer, mehrere Leichtverletzte, Doppelbrandstiftung, SEK-Einsatz, Großfahndung und schließlich eine Festnahme in Goch: zwischen 11.30 Uhr und 15 Uhr hat sich Freitagn einer der lokal dramatischsten Kriminalfälle der letzten Jahre abgespielt.
Klar scheint nach einem ersten Geständnis dies zu sein: Der 48-jährige Tatverdächtige Yanquing T. hat in zwei Anwaltskanzleien an der Automeile Flingern und in Erkrath zwei Frauen umgebracht und andere Personen verletzt, darunter einen Mann lebensgefährlich. Als Tatwaffe sind Messer gesichert, eventuell hat der Mann auch bei ihm gefundene Schusswaffen benutzt. Unklar ist das Motiv.
Der schreckliche Krimi beginnt um 11.30 Uhr in einem Anwaltsbüro am Höherweg zunächst mit einem Feueralarm. Doch als die Feuerwehr die Frauenleiche findet und es erste Zeugenaussagen zu einem mit Messer und Pistolen bewaffneten „Amokläufer“ gibt, löst die Polizei Großalarm aus. Unzählige Polizei- und Rettungswagen rücken nach Flingern aus, Hubschrauber kreisen in der Luft, Spezialeinsatzkräfte durchforsten den Tatort und die Umgebung. Hunderte Mitarbeiter von der Automeile müssen das Areal verlassen. Am Lastenring staut sich der Verkehr.
Am Mittag rasen viele Polizeiwagen plötzlich davon, später wird klar, wohin: nach Erkrath. Denn auch dort ist eine Frau in einer Anwaltskanzlei getötet worden, auch dort brannte es. „Wir konnten rasch herausfinden, dass es sich wohl um ein und denselben Täter handelt“, sagt Kriminaldirektor Jürgen Schneider am Nachmittag vor der Presse.
Doch zunächst haben die Fahnder zwei andere Männer im Visier. Schlimme Falschmeldungen von Zeugen erschweren den Einsatz dann zusätzlich. Ein Anwohner in Erkrath meldete, er habe den Täter am Toni-Turek-Sportplatz gesehen — und zwei weitere Leichen. Das stellt sich zum Glück als „Ente“ heraus, die Polizei musste aber dadurch kurzzeitig von einem allgemeingefährlichen Amok-Täter ausgehen.
Als klar wird, dass der in Shanghai geborene 48-Jährige der Gesuchte ist, besetzt die Polizei alle möglichen Anlaufpunkte des Mannes. Die Rather Wohnung an der Derfflinger Straße stürmt das SEK, trifft aber nur Frau und Tochter an. Evakuiert und observiert wird auch die Kita seines Sohnes, den er öfter an der Sankt-Franziskus-Straße abholte. „Dann wollten wir gerade eine Öffentlichkeitsfahndung ausrufen und weiträumige Kontrollstellen einrichten“, berichtet Schneider, „doch dann kam die Meldung vom Zugriff aus der Pizzeria in Goch.“
Meldungen, dass der Mann in einem Scheidungsverfahren steckt, bei dem beide Kanzleien involviert sind, wollte Staatsanwalt Christoph Kumpa noch nicht bestätigen. Offenbar fühlte sich der Mann von der Anwältin schlecht vertreten. Ebensowenig ist aufgrund des Feuers die Identität der getöteten Frau am Höherweg geklärt.
Ob der Festgenommene wegen Totschlags oder Mordes vor den Haftrichter tritt, wird sich am Samstag erweisen.