Mutmaßlicher Sex-Täter sah sich selbst im Fernsehen

35-jährige Berlinerin soll hinter dem Bahnhof vergewaltigt worden sein. Angeklagter bestreitet das.

Düsseldorf. Eigentlich wollte eine 35-jährige Berlinerin am Hauptbahnhof nur den Weg zum Taxistand wissen. Stattdessen soll der 20-jährige Amir S. (Name von der Redaktion geändert) sie zu einem Hügel hinter dem Bertha-von-Suttner-Platz geführt und dort missbraucht haben. Wegen Vergewaltigung muss der junge Mann sich nun vor dem Amtsgericht verantworten.

Ihren Freund in Erkelenz wollte die 35-Jährige, die in der Werbebranche arbeitet, am 25. März besuchen. Weil der erst freitags zu Hause und das Zugticket donnerstags billiger war, entschied sich die Berlinerin zu einem Zwischenstopp in Düsseldorf.

Nachdem sie gegen zwei Uhr nachts am Hauptbahnhof eintraf, wollte die Frau noch einen Abstecher in die Altstadt machen.

Weil sie sich nicht auskannte, sprach sie in der Bahnhofshalle Amir S. an und fragte, wo es zur Straßenbahn geht. Das wurde auch von einer Überwachungskamera aufgezeichnet. Der 20-Jährige behauptete, dass keine Bahnen mehr fahren, erklärte sich aber sofort bereit, die nach eigenem Bekunden „rockig“ angezogene Berlinerin zum Taxistand zu führen. Stattdessen ging es zu dem abgelegenen Spielplatz hinter dem Bahnhof.

Dort soll der junge Mann die Berlinerin sofort massiv bedrängt haben. Ihr gelang es noch, einen Notruf über Handy abzusetzen — allerdings an die Feuerwehr. Sie konnte in der Kürze der Zeit nicht erklären, worum es ging, und brach das Gespräch ab.

Als sie versuchte, den Angreifer mit Deo-Spray abzuwehren, sei er aggressiv geworden. Danach habe er sie vergewaltigt. Wie das Opfer unter Ausschluss der Öffentlichkeit erklärte, habe der Mann behauptet, ein Messer in der Tasche zu haben.

Sie habe Todesangst gehabt, „auf der Karnickelwiese sterben zu müssen“. Um ihr Leben zu retten, habe sie immer wieder versucht, den 20-Jährigen zu beruhigen. Nach der Tat habe sie sogar mit ihm eine Zigarette geraucht.

Danach telefonierte die Werberin kurz mit ihrem Freund und erstattete Anzeige. Auf dem Video von der Überwachungskamera erkannte sie den 20-Jährigen wieder. Das Video wurde im Rahmen der Fahndung auch im Fernsehen gezeigt. Da sah Amir S. sich plötzlich selbst im TV und stellte sich in Begleitung eines Rechtsanwaltes der Polizei.

Der 20-Jährige behauptet, die Frau habe freiwillig Sex mit ihm gehabt. Er verwickelte sich aber im Rahmen seiner Aussage in Widersprüche. Der Prozess wird am 25. Oktober um 9 Uhr fortgesetzt.