Der tägliche Ärger mit der S6

Wegen geplatzter Verträge zwischen VRR und DB müssen sich die Fahrgäste in den Zügen quetschen.

Düsseldorf. Wenn Peter Leuters morgens um 7.50 Uhr die S6 vom Düsseldorfer Hauptbahnhof nach Ratingen-Ost nimmt, ärgert er sich immer wieder, dass er einen schweren Aktenkoffer zur Arbeit schleppen muss.

„Der ist so sperrig, ständig stoße ich jemanden damit“, sagt er. Denn in der S-Bahn-Linie 6 (Köln-Düsseldorf-Essen) ist es immer voll. Tausende Pendler drängen sich werktags, vor allem in der morgendlichen Hauptverkehrszeit, in den Waggons.

Besonders schlimm ist die Situation, seit vor knapp zwei Jahren die so genannten Verstärkerfahrten weggefallen sind. Damals gab es zwischen Ratingen-Ost über Düsseldorf bis Langenfeld einen Zehn-Minuten-Takt während der Stoßzeiten. Doch der wurde auf dem Ratinger Ast abgeschafft mit dem Hinweis, dass bald neue und längere Fahrzeuge eingesetzt würden.

Die Rede war von den Elektrotriebwagen ET 422, die auch auf der S8 fahren. Sie bieten 192 Sitz- und 392 Stehplätze. Zum Vergleich: Die alten S-Bahn-Züge haben 80 Sitz- und 110 Stehplätze. Doch von den neuen Bahnen ist auf der S6 immer noch nichts zu sehen. Stattdessen fahren die alten Schätzchen — und das auch nur noch im 20-Minuten-Takt.

Einzige Ausnahme: Drei Zusatz-Züge gibt es zwischen 7 und 8 Uhr morgens von Ratingen zum Düsseldorfer Hauptbahnhof. „Das ist auch gut so, deshalb ist es meist weniger voll“, sagt Sandra Fischer, die nach Düsseldorf zur Arbeit fährt. Doch das allein reicht lange nicht. „Man sieht doch, wie viele Menschen die S6 brauchen, da muss sich was tun“, sagt Peter Leuters.

„Mich ärgert, dass die S6 immer wieder wegen Triebwerkschäden ausfällt, das liegt bestimmt daran, dass so alte Bahnen eingesetzt werden“, sagt Jennifer Korte. Die 37-Jährige fährt jeden Morgen von Reisholz zur Arbeit nach Rath-Mitte. „Dass die S6 alle 20 Minuten fährt, finde ich in Ordnung, aber die Züge könnten länger sein“, sagt sie.

Doch dazu wird es so bald nicht kommen: Grund, dass trotz Ankündigung keine neuen Bahnen fahren, sind Vertragsstreitigkeiten zwischen dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr VRR und der Bahn: Ein erster Vertragsentwurf, der neue Züge vorsah, platze. „Es hat dann neue Vereinbarungen gegeben, wo die S6 einfach nicht dabei war“, sagt ein Bahnsprecher.

Vor Ende 2013, wenn es eine neue Ausschreibung des VRR für die Bedienung dieser Strecke geben wird, soll sich nichts ändern. Diese Version bestätigt auch VRR-Sprecherin Sabine Tkatzik. Denkbar sei zwar, dass die neuen Fahrzeuge, die auf der S8 (Mönchengladbach-Düsseldorf-Wuppertal) unterwegs sind, auf die S6 wechseln. Doch das sei längst nicht ausgemacht.

Also muss sich wohl auch Rentner Otto Radatz weiter ärgern. Ihm ist aufgefallen, dass es besonders auf der Strecke zwischen Düsseldorf und Ratingen voll wird. „Im Interesse der Berufstätigen sollte die S6 entweder in höherer Frequenz fahren oder ein längerer, besserer Zug zum Einsatz kommen“, sagt er.

Mehr Glück hat da schon, wer nach 9 Uhr morgens unterwegs ist wie Robert Leiting: „Das geht dann immer, dann ist die Stoßzeit vorbei“, sagt er. Er ärgert sich aber über die Unpünktlichkeit: „Ich bin schon öfters nur wegen der S6 zu spät gekommen, das nervt.“