Mutter Ey erhält ein Denkmal
Johanna Ey schmierte den Künstlern Brote und verteidigte die Avantgarde. Jetzt wird sie in Bronze gegossen.
Düsseldorf. Johanna Ey, das war eine arme Kirchenmaus mit einem großen Herzen für die Künstler ihrer Generation. Die Tochter eines Tagelöhners und Alkoholikers, Alleinerziehende von vier Kindern, verdiente ihr erstes Geld mit dem Brote-Schmieren für die Maler und Bildhauer, die nach dem ersten Weltkrieg noch ärmer waren als sie. Ihr Bäckerladen lag an der Ratinger Straße 45, einen Katzensprung von der Kunstakademie entfernt.
Musiker, Schauspieler, Künstler und Journalisten verkehrten dort. Zu Kaffee und Kuchen kamen Rollmops und hartgekochte Eier hinzu. 1921/22 zog sie zum Hindenburgwall 1a und machte aus ihrem Laden eine Avantgarde-Galerie. Bis die Nazis kamen. Nun wird diese tapfere Frau mit einem Denkmal in der Altstadt geehrt.
Wolfgang Rolshoven, Baas der Düsseldorfer Jonges, ist Feuer und Flamme, wenn es um die Ey geht. „Wir hatten die Idee. Nun haben wir in Uwe Schmitz, dem Vorstandsvorsitzenden der Frankonia Eurobau, die das Andreas-Quartier errichtet, auch den Geldgeber. Wir haben den Entwurf von Bert Gerresheim, den der Kunstgießer Karl-Heinz Schmäke ausführen wird. Damit geht unser Wunsch in Erfüllung, der Mutter Ey ein Denkmal zu setzen.“
Das Denkmal wird an der Neubrückstraße schräg gegenüber der Zufahrt zur Tiefgarage am Grabbeplatz aufgestellt. Die überlebensgroße Skulptur wird Johanna zeigen, die sich auf einen kleinen Kaffeetisch stützt. Ihr zu Füßen sind Werke von Künstlern des Jungen Rheinland gruppiert wie Otto Dix, Max Ernst, Arthur Kaufmann, Heinrich Nauen, Walter Ophey, Karl Schwesig, Gert Wollheim, Carl Lauterbach und der Dichter Her-bert Eulenberg.
Wenn es nach Bert Gerresheim geht, ist da auch der Text von Max Ernst zu lesen: „ Großes Ey, wir loben dich. Ey, wir preisen deine Stärke. Vor dir neigt das Rheinland sich, und kauft gern und billig deine Werke.“
Der Satz von den billigen Kunstwerken ist allerdings längst Legende. Die Bilder, die die Nazis missachteten oder zerstörten, werden heute hoch gehandelt. Sie sind kaum noch zu haben. Einen Johanna-Ey-Platz und eine Galerie über einem Mutter -Ey-Café soll es gleichfalls geben. Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven erzählt, wie vom Café eine Wendeltreppe zu einer 200 Quadratmeter großen Galerie führen soll. Rolshoven: „Hier können Studenten der Akademie kostenlos ihre Werke zeigen.“