So läuft eine Darmspiegelung ab
Die WZ begleitete einen Patienten im „Augusta“ bei der Krebsvorsorge.
Düsseldorf. Als Frank Theuerkorn an diesem Morgen im Augusta-Krankenhaus im zweiten Stock aus dem Aufzug kommt, ist er leicht nervös. Natürlich, denn gleich bekommt er eine Darmspiegelung. Außerdem sind das Fernsehen und die Presse da. „Die Nacht war okay, aber jetzt bin ich schon etwas beunruhigt“, sagt der 49-Jährige, „ich weiß halt nicht wirklich, was auf mich zukommt.“ Nun, das kann ihm in Düsseldorf kaum jemand so gut erklären, wie Christian Weik, der Chefarzt der „Inneren“ am Rather Krankenhaus, ein erfahrener Gastroenterologe und Endoskopierer des gesamten Bauchraumes („Mein absolutes Lieblingsorgan aber ist die Leber“).
Weik klärt seinen Patienten noch einmal auf, spricht mögliche Risiken bei der Spiegelung inklusive der Sedierung (eine „echte“ Vollnarkose mit Anästhesist ist nicht erforderlich) an: „Die Darmschleimhaut ist sehr dünn, das Endoskop ein rigides Gerät, wenn man nicht aufpasst, kann eine Darmwand perforieren“ und resümiert: „Die Risiken bei Ihnen sind minimal.“
Auch, weil der Chef und sein Team „das schon sehr, sehr oft gemacht haben“. Das beruhigt Frank Theuerkorn noch nicht völlig, bestärkt ihn aber in seiner Haltung: „Also, eine gewisse Befürchtung, dass da was sein könnte in meinem Darm, habe ich. Aber ich bin positiv eingestellt“, sagt er. Die Vorbereitung war kein Drama, aber auch nicht gerade angenehm, sagt er, die zweite Trinkrunde mit Abführlösungen „ne harte Nummer“.
Warum hat er sich „schon“ mit 49 zur Koloskopie gemeldet? „Ein guter Freund ist erst zur Spiegelung gegangen, als er schon Darmkrebs hatte. Das hat mir Angst gemacht.“
Und dann geht es in einem der sechs Endoskopie-Räumen zügig zur Sache. Der Patient bekommt einen Zugang im Arm gelegt, drei Spritzen schicken ihn binnen anderthalb Minuten „ins Reich der Träume“, wie es die Assistentin formuliert. Weik greift zum Endoskop („Das Ding kostet 30 000 Euro, ist sehr empfindlich“) und führt den Schlauch ohne Federlesens ein.
Und so beginnt die 20-minütige Reise durch ein langes, verwinkeltes Organ. „Der Darm ist wie eine Ziehharmonika, hinter den vielen Falten können sich überall Polypen verstecken“, erklärt Weik, „man muss sehr genau hinschauen, damit man nichts übersieht.“
Gleich zu Beginn im Mastdarm tauchen auf dem Bildschirm ein paar kleine „Knöspchen“ auf, wie Weik die Mini-Polypen nennt, dann freilich auch ein größerer, leicht blutender Polyp. „Am Ende des Rückweges werden wir die alle abtragen“, sagt der Internist. Und weil danach keine weiteren Auffälligkeiten mehr gefunden werden („Insgesamt sieht alles gut aus“), bleibt es dabei: der größere Polyp wird per Schlinge, die kleineren mit der Biopsie-Zange abgeknipst und dann für die histologische Begutachtung gesichert. In zwei Tagen sind die Ergebnisse da.
Frank Theuerkorn ist schon eine Stunde später wieder da, als er aufwacht. „Alles gut überstanden, ich fühle mich gut“ , sagt er. Als der Augusta-Chefarzt ihm alles berichtet hat, ist der 49-Jährige sowohl leicht beunruhigt wegen der Polypenfunde, zugleich aber erleichtert. „Denn es hat sich gezeigt, dass es genau richtig war, dass Sie gekommen sind“, sagt Weik.
Als zwei Tage später auch noch die Gewebe-Befunde mit der erhofften Überschrift „negativ“ kommen, ist alles positiv: Kein Krebs. Dennoch: In drei bis fünf Jahren sollte Frank Theuerkorn wieder zur Darmspiegelung gehen. „Und das werde ich dann auch tun.“