Frank Weber Nach dem Krebs in die Model-Karriere

Düsseldorf · Frank Weber hat seine Krebserkrankung genutzt, um sein Leben neu zu sortieren. Jetzt macht er nur noch, was ihm Spaß macht, sagt er.

Frank Weber hat sein Leben nach der überstandenen Darmkrebserkrankung umgekrempelt.

Foto: Joachim Hennig

„Der Krebs war das Beste, was mir passiert ist“, sagt Frank Weber rückblickend. Bei dem 54-jährigen Düsseldorfer wird 2011 Darmkrebs diagnostiziert. Ein einschneidendes Erlebnis, nicht nur gesundheitlich. Er nutzt die Situation, um sein Leben von Grund auf zu überdenken. „Jetzt mache ich nur noch Dinge, die mir Spaß machen“, sagt er heute, acht Jahre nach der Diagnose. Konkret heißt das: Er hat sich als Model, Moderator und Darsteller selbstständig gemacht und ist damit erfolgreich.

Er war schon in Werbespots im Fernsehen und im Kino zu sehen, aber auch in Musikvideos. Und zwar in so unterschiedlichen Genres wie Schlager und Gangsta-Rap. „Wenn ich einen Kittel anziehe, bin ich ein Arzt, wenn ich einen Anzug anziehe, bin ich ein Anwalt oder ein Bankier. Ich bin wandelbar,“ sagt Weber. So war er schon in den Fernsehserien „Club der roten Bänder“, „Soko Köln“ oder bei Sketchen in der Satire-Sendung Heute-Show zu sehen. Er spielt aber auch in Imagefilmen für Firmen mit. Nur einen Schurken könnte er vielleicht nicht spielen, fügt er lachend hinzu.

Vor der Krebsdiagnose sah das noch ganz anders aus. Weber wächst in der grünen Siedlung in Wersten auf. Er besucht das Helene-Lange-Gymnasium. „Ich komme aus einem Arbeiterhaushalt. Mein Vater war Elektriker, meine Mutter Hausfrau. Meine Eltern wollten immer, dass ich etwas Besseres mache als sie“, sagt Weber. Etwas Besseres heißt in seinem Fall: eine kaufmännische Ausbildung. Und so kommt es auch. Auf die Lehre folgt das BWL-Studium. „Das fiel mir alles sehr leicht.“ Dann ging es weiter in den Job. Controlling bei einem technischen Gebäudeeinrichter. Finanzwesen. Excel-Tabellen ausfüllen. „Es ging immer nur darum, die Zahlen so darzustellen, wie sie nach außen hin aussehen sollen“, erinnert sich Weber. „Es war alles okay, obwohl es keinen Spaß machte. Das Geld hat gestimmt und die Arbeit fiel mir leicht.“

2011 gab es dann die ersten Krebsfälle im Freundeskreis

Frank Weber sucht Ausgleich im Sport. „Mit Anfang 30 habe ich das Inlineskaten für mich entdeckt“. Er wird Trainer im Inline-Speed-Skaten. Gründet einen eigenen Verein. Betreut Trainingslager auf Sardinien. „Das war meine Erfüllung. Ich habe die Bürotür hinter mir geschlossen und war in meiner Welt.“

2011 gab es dann die ersten Krebsfälle im Freundeskreis. „Ich habe mich als Sportler sowieso alle zwei Jahre beim Arzt durchchecken lassen und habe gefragt, was ich denn zur Krebsvorsorge machen kann.“ Er entscheidet sich für einen Darmkrebs-Schnelltest für 17,50 Euro. Und der schlägt an. Der Arzt diagnostiziert Darmkrebs im letzten Stadium. Donnerstag ist der Test, für Dienstag war der Flug in den Urlaub gebucht. Stattdessen liegt Weber auf dem OP-Tisch. 30 Zentimeter des Dickdarms müssen herausoperiert werden. „Ich hatte nichts von dem Krebs gespürt.“ Er hätte jederzeit zusammenbrechen können, sagen die Ärzte. Die OP verläuft gut, die folgende Chemo schlägt aber auf Herz und Kreislauf.

Ein Jahr nach der Krebserkrankung ist er wieder so fit, dass er im Büro arbeiten kann. „Ich war voll motiviert. Hatte mir extra drei neue Anzüge gekauft.“ Die Begeisterung hält aber nicht lange an. „Ich habe wieder nur Excel-Tabellen ausgefüllt und mich gefragt: Was mache ich hier eigentlich?“ Ein Jahr quält er sich mit der Arbeit herum, dann geht es der Firma schlecht. Man hält ihm einen Aufhebungsvertrag unter die Nase. Er denkt nicht lange nach. „Ich hatte nach 15 Jahren als kaufmännischer Angestellter endlich Zeit zum Nachdenken, was ich wirklich will. Ich war mir nur sicher, dass ich nicht mehr im Büro arbeiten wollte.“

Über einen Nebenjob in einem Sportladen bekommt er dann mit, dass eine Agentur Models sucht. „Ich habe mich da einfach mal angemeldet und direkt einen Job bekommen. Das hat so viel Spaß gemacht. Dann hab ich überlegt: Was kann man denn da noch machen und mich als Komparse beworben.“ Seine erste Szene führt ihn für eine Rolle ans Verwaltungsgericht. „Ich hatte keine Ahnung vom Film und hab direkt alles richtig gemacht.“ Von da an folgen etliche Rollen als Kleindarsteller. „Die krassen Gegensätze in diesem Job sind das Beste.“ Einmal hat er in einem Kolumbarium, der Urnenhalle eines Friedhofs, einen Trauernden gemimt und zwei Tage später in einem Nachtclub-Szenario einen Polizisten im Rapvideo von Hamada 58. „Es gibt 1000 Vorurteile gegen Rapper. Die stimmen alle“, lacht Weber.

Frank Weber will ein Best-Ager -Topmodel werden

Mittlerweile ist er bei Agenturen in verschiedenen Städten unter Vertrag. Denn die besten Jobs bekommt man nur so, meint Weber. Und er hat große Ziele: „Ich möchte ein Topmodel im Best-Ager Bereich werden.“ Dafür legt sich Weber ins Zeug. Nimmt zum Beispiel Schauspielkurse und verbreitert sein Angebot. Neben Kleindarstellerauftritten und Modeljobs arbeitet er auch als Moderator und Sprecher. Seine Buchhaltung und Werbung macht er selber. „Da hilft schon, dass ich früher so viele Excel-Tabellen ausgefüllt habe, aber jetzt weiß ich, wofür ich das mache.“