Kirche Nach Hennes-Beurlaubung: Die Gemeinde steht unter Schock
Düsseldorf · Nach den Vorwürfen gegen den Stadtdechanten hat sich das Erzbistum in einer Mitteilung an die Gläubigen gewandt.
„Wir sind bestürzt, erschüttert“, das ist die Antwort der meisten Gemeindemitglieder, fragt man sie nach dem Samstagsgottesdienst in St. Lambertus nach ihrer Reaktion auf die aktuellen Vorwürfe gegen den Stadtdechanten Ulrich Hennes. In der Vorabendmesse wurde eine Mitteilung des Erzbistums verlesen. Darin wird aufgefordert, keine Vorverurteilung vorzunehmen — und gemeinsam für die Aufklärung der Ereignisse zu beten.
Auch die bisherigen Entwicklungen wurden darin thematisiert. Die Hinweise zum Vorwurf einer sexuellen Belästigung gegen einen erwachsenen Praktikanten durch Monsignore Ulrich Hennes, die im Jahr 2012 stattgefunden haben soll, seien an die Staatsanwaltschaft weiter gegeben worden und es gebe ein innerkirchliches Verfahren. Die Nachricht sei für viele sicher erschütternd gewesen. „Verunsicherung und ein tief greifender Vertrauensverlust sind die bleibenden Spuren“, schrieb der Leiter der Abteilung Seelsorge-Personal Pfarrer Mike Kolb in dem Brief an die Gemeinden. Man sei sich der Verantwortung allerdings bewusst und halte sich an die Leitlinien, die für solche Fälle festgelegt wurden. Keine Form sexueller Übergriffe werde geduldet, die unabhängige Prüfung müsse aber abgewartet werden. Die Mitteilung wurde in den Messen, in den Gemeinden verlesen und soll auch in den Schaukästen der Altstadtkirchen ausgelegt werden.
Die Erschütterung zeigt sich nach der Messe unter den Gemeindemitgliedern. „Wir sind immer gerne in die Messen von Monsignore Hennes gegangen“, sagt eine Besucherin etwa. Natürlich werfen die Vorwürfe nun Fragen und Zweifel auf — nicht nur was diesen Fall, sondern auch die gesamte Entwicklung in der katholischen Kirche angehe. „Wir hoffen, dass sich der Vorwurf nicht bestätigt“, sagt sie und ihr Mann stimmt zu. Auch wenn beide nicht einschätzen können und wollen, wo die Wahrheit liegt.
„Die Wahrheit gewinnt am Ende immer“, sagt eine andere Besucherin. Dafür bete sie und darauf hoffe sie auch in diesem Fall. Man müsse mit Beschuldigungen vorsichtig sein. „Wir sind natürlich geschockt“, sagt sie. Doch wenn an den Vorwürfen etwas Wahres dran sein sollte, müsse das Opfer natürlich auch recht erfahren. „Ich lege das in Gottes Hand und bete, dass die Wahrheit ans Licht kommt“, sagt die Katholikin.
Pfarrer Joachim Decker, der sonst in der Pfarrgemeinschaft Eller-Lierenfeld im Einsatz ist, hatte am Samstag die schwierige Aufgabe, die Messe von Ulrich Hennes zu übernehmen. Er übernimmt die seelsorgliche Leitung für die Zeit der Beurlaubung. Er begrüßte die Gemeinde und stellte sich neu vor, räumte auch ein, wie die Ereignisse auch die Düsseldorfer Gemeinden mit Sorgen erfüllten. Nach der Messe zeigte er sich aber zuversichtlich. „Bei einem Gespräch mit allen Beteiligten — Pfarrgemeinderat, Kirchenvorstand und Mitarbeitern — hat sich gezeigt, dass alle das Problem anpacken und zusammenstehen wollen“, sagt Pfarrer Joachim Decker. Die einhellige Meinung sei gewesen, man dürfe nicht verzagen und werde die schwere Zeit gemeinsam durchstehen. „Eine tolle Einstellung. Ich übernehme die Aufgaben auch deshalb von Herzen gern.“