Kirche Sexuelle Belästigung im „Fall Hennes“: Brief des Kardinals an alle Düsseldorfer Gemeinden

Düsseldorf · Das katholische Düsseldorf traf die Beurlaubung des Stadtdechanten wegen einer angeblichen sexuellen Belästigung wie der Blitz. Hennes’ Amtsführung stößt nicht nur auf Begeisterung.

Der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki.

Foto: dpa/Federico Gambarini

„Abendlob mit Katechese entfällt“, stand am Mittwoch an den Eingangstüren der Lambertuskirche. Eigentlich sollte Monsignore Ulrich Hennes am Abend predigen unter dem Leitspruch: „Der Weg der Umkehr“. Doch angesichts der Beurlaubung des Lambertus-Pfarrers und Stadtdechanten war das natürlich unmöglich.

Der „Fall Hennes“ hat das katholische Düsseldorf im Mark erschüttert, und zwar unabhängig von der Tatsache, dass noch keinesfalls erwiesen ist, ob sich Ulrich Hennes tatsächlich 2012 in Hilden einer sexuellen Belästigung gegenüber einem Erwachsenen schuldig gemacht hat oder nicht.  Wie berichtet, hatte Erzbischof Rainer Maria Woelki Hennes bis auf weiteres von allen Ämtern beurlaubt. Der hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Am kommenden Sonntag wird in allen Düsseldorfer Gemeinden ein Brief von Kardinal Woelki verlesen.

„Das Ganze hat uns wie der Blitz aus heiterem Himmel getroffen“, bekennt Michael Hänsch, der Geschäftsführer des Stadtdekanats im Maxhaus. Während der Beurlaubung vertritt nun der Werstener Pfarrer und stellvertretende Stadtdechant Frank Heidkamp das Stadtdekanat. Schwieriger ist es indes, Hennes an seiner Lambertus-Pfarre zu ersetzen. Die offizielle Vertretung in der seelsorglichen Leitung der Pfarrei liegt beim Dominikaner-Prior Pater Elias Füllenbach. Denn zur Gemeinde St. Lambertus gehören auch die Andreas- und die Maxkirche. Zudem ist Hennes als Stadtdechant auch noch Vorsitzender des Caritasrates, also des Aufsichtsgremiums der Düsseldorfer Caritas.

Als der in Köln aufgewachsene Hennes im Oktober 2015 nach Düsseldorf kam, wurde er mit offenen Armen und großen Erwartungen empfangen. Das lag indes auch daran, dass das Erzbistum eigentlich den Bad Godesberger Pfarrer Wolfgang Picken als Stadtdechanten und Nachfolger von Rolf Steinhäuser nach Düsseldorf schicken wollte, was hier jedoch auf so viel Gegenwind stieß, dass Woelki einlenkte und stattdessen Hennes berief (seit 1. März ist Picken übrigens Stadtdechant in Bonn).

Die Kirche St. Lambertus in der Altstadt.

Foto: Melanie Zanin

Der 56-jährige Hennes wiederum zeigte sich theologisch aufgeschlossen, auch in Sachen Ökumene, und in der Stadtgesellschaft durchaus leutselig – wenn er auch mal, etwa bei den Schützen-Chefs, aneckte. Seine Amtsführung jedoch kam nicht überall gut an, bisweilen wurden ihm Egozentrik und ein autoritärer Stil angekreidet. Ob er seine wichtigen Ämter in Düsseldorf je wieder aufnehmen wird, ist völlig offen. Ganz sicher noch nicht wird er nächsten Mittwoch beim Abendlob predigen, wenn es heißt: „Das ganze Leben eine Prüfung?“