Gericht Nachbarin (70) um 400 000 Euro betrogen?

Düsseldorf · Gericht: Frührentner beteuert seine Unschuld. Er habe nur Geschenke erhalten.

 Reinhard B. beteuerte zum Prozessauftakt seine Unschuld.

Reinhard B. beteuerte zum Prozessauftakt seine Unschuld.

Foto: Dieter Sieckmeyer

Reinhard B. (Name geändert) rudert wild mit den Händen in der Luft und ist so aufgeregt, dass er immer wieder den Faden verliert, als er seine Unschuld beteuert. Ganz eiskalt soll der Frührentner dagegen gewesen sein, als er nach den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft seine 70 Jahre alte Nachbarin ausgenommen hat. 400 000 Euro soll der 50-Jähriger ergaunert haben: Seit Dienstag muss er sich dafür vor dem Amtsgericht verantworten.

Unstrittig ist, dass die wohlhabende Frau dem Angeklagten im Januar vor zwei Jahren 23 500 Euro für ein neues Auto überwiesen hat, das sie ihm schenken wollte. Damit soll Reinhard B. aber nicht zufrieden gewesen sein. Mit der Behauptung, das Geld reiche nicht für den Kauf eines Ford-Kleinbusses soll er noch einmal 26 500 Euro von der Nachbarin bekommen haben, die Summe allerdings nur leihweise.

Dann soll der Frührentner die 70-Jährige davon überzeugt haben, dass ihr Vermögen in seinem Bank-Schließfach am besten aufgehoben sei. Im Juni 2017 soll die Frau eine halbe Million Euro aus ihrem Schließfach genommen und dem Angeklagten übergeben haben. Bis auf einen Rest von 140 000 Euro sei das Geld verschwunden.

Reinhard B. dagegen erzählte eine ganz andere Geschichte. Die Nachbarin sei für seine Kinder wie eine Oma gewesen, man habe sogar gemeinsam Urlaub gemacht. Außerdem habe der Führentner die Frau immer gefahren, zu Arztbesuchen und zu Einkäufen: „Sie wollte immer ihren Cappuccino und Zigaretten.“ Als sein eigener Wagen kaputt ging, habe die 70-Jährige ihm das Geld für den Bus geschenkt, weil sie damit die Kosten für Taxifahrten spart.

Auch für die 140 000 Euro, die von der Polizei noch in seinem Schließfach sichergestellt wurden, hat Reinhard B., eine Erklärung. Das Geld wollte die Nachbarin ihm angeblich schenken, damit er den Kredit für sein Haus abbezahlen kann. Der 50-Jährige gab zu, den Umschlag bei der Bank deponiert zu haben, will ihn aber nicht angetastet haben. Er bestritt, dass die Frau ihm eine halbe Million Euro anvertraut hat. Das mutmaßliche Opfer wurde noch nicht angehört. Am 6. August soll die 70-Jährige als Zeugin aussagen. Dann will sich das Gericht auch einen Eindruck davon machen, ob die Frau möglicherweise verwirrt ist.