Gastbeitrag Neue Technologien und die Bebauung früher zu teurer Grundstücke machen’s möglich
Düsseldorf. Um Wohnraum zu schaffen, wird auch an Stellen gebaut, die lange tabu waren. So wird beispielsweise in Düsseldorf an der Bahntrasse im Süden und Norden des Hauptbahnhofs gebaut, dabei entstehen über 1000 Wohnungen, mehrere Hotels und Studentenappartements.
An der verkehrsreichen Tonhallenstraße soll ein Boardinghaus entstehen, das Flin-Carré ist zum Teil von verkehrsreichen Straßen umringt. Das ist richtig so. Nur wenn auch problematische Flächen angepackt werden, kann dem Wohnungsmangel begegnet werden.
Dass Wohnungsbau auf schwierigem Untergrund und an komplizierten Standorten mit Erschütterungen und Lärmemissionen möglich ist, hat mehrere Ursachen. Die hohen Mieten und Wohnungspreise machen es möglich, Grundstücke zu bebauen, die vor zehn Jahren von Bauträgern noch nicht hätten profitabel realisiert werden können. Zweitens machte die Bautechnik große Fortschritte: Gebäude können vom Untergrund entkoppelt werden, wenn sie auf Federn oder anpassungsfähigen Matten liegen, die etwa Vibrationen einer benachbarten Bahntrasse abfedern. Schallschluckende Materialien und dreifach-verglaste Fenster ermöglichen es, an stark befahrenen Straßen Wohnraum zu errichten.
Auch was die Sanierung von Altlasten auf ehemaligen Industrieflächen angeht, ist die Technik so weit, dass diese für Wohnbebauung genutzt werden können. Wohnraum soll vermehrt auf einstöckigen Supermärkten entstehen, um die maximal mögliche Gebäudehöhe auszunutzen. In Berlin will Aldi-Nord bis 2030 über seinen Märkten ungefähr 2000 Mietwohnungen errichten.
Die Kommunen sind laut Baugesetzbuch verpflichtet, den Flächenverbrauch an Grund und Boden zu reduzieren und stattdessen versiegelte Gelände wie ehemalige Industrieareale, Bahngelände oder Kasernen zu nutzen. Die neue Klassifizierung „Urbanes Gebiet“ vereinfacht es außerdem, neben gewerblichen Betrieben Wohngebäude zu errichten. Dies ist ebenfalls der innerstädtischen Nachverdichtung zuträglich.
Schließlich wären solche Projekte nicht machbar, wenn die Menschen nicht gerne in der Innenstadt wohnen würden mit kurzen Wegen zur Arbeit und guter Versorgung. Dafür gehen sie Kompromisse ein, indem sie an einer breiten Straße nicht alle Fenster öffnen können und sich mit einer automatischen Belüftung zufrieden geben.