Düsseldorf. Die Anwohner aller Düsseldorfer Hauptverkehrsstraßen dürfen hoffen: Die Stadt hat einen neuartigen Asphalt entwickeln lassen, der Verkehrsgeräusche deutlich mindern soll. Die ersten Test-Ergebnisse sind so positiv, dass der Lärm womöglich schon bald an vielen Stellen der Stadt spürbar eingedämmt werden kann.
Jeder Stadtbewohner kennt das typische Rauschen von Auto- und Lkw-Reifen auf Asphalt. Es ist physikalisch bedingt und war bislang nicht zu verhindern. Das könnte jetzt anders werden: Das Amt für Verkehrsmanagement hat die Universität Bochum mit der Entwicklung eines neuen Asphalts beauftragt, da herkömmlicher Flüsterasphalt relativ teuer ist - und die lärmmindernde Wirkung nur für sechs bis zehn Jahre anhält. Das Ergebnis der Neuentwicklung wurde Anfang April auf der Mecumstraße auf einem 250 Meter langen Abschnitt zwischen Hennekamp und Witzelstraße aufgetragen.
Die anschließenden Messungen brachten ein bemerkenswertes Ergebnis: Direkt an den Reifen eines 50 Stundenkilometer schnellen Fahrzeuges wurden nur noch 85,4 Dezibel gemessen, das sind 8,5 Dezibel weniger als zuvor auf dem alten Asphalt.
"Selbst gegenüber anderen neuen Straßenbelägen erreichen wir eine Verbesserung um fünf Dezibel", erklärte Uni-Professor Martin Radenberg gestern im Verkehrsausschuss. Der sonst eher etwas spröde Verkehrsdezernent Werner Leonhardt zeigte sich angesichts dieses Ergebnisses "fast schon euphorisch" und sprach von einem "sensationellen Wert".
Dem Professor zufolge, hat der neue Asphalt ein "hohes Griffigkeitsniveau", sprich: Die Reifen haften genauso gut wie auf anderen Belägen. Und ebenfalls ganz wichtig: Der Belag ist sogar relativ günstig. Radenberg: "Es mag sein, dass die Mixtur etwas teurer wird. Aber da wir die Schichten dünner auftragen, könnte die Stadt am Ende sogar den einen oder anderen Euro sparen", sagte Radenberg.
Technischer Hintergrund: Beim Abrollen des Reifens wird die Luft in den Profilrillen des Pneus - in dem Bereich, wo der Reifen die Straße berührt - komprimiert und entweicht dann mit einem Zischen. Diesen Effekt zu eliminieren, das ist der Forschungsgruppe von Professor Radenberg gelungen. "Wir nutzen einen Asphalt, der quasi Schluchten hat, ähnlich wie der Grand Canyon. Da kann die Luft entweichen und wird nicht komprimiert." Bisheriger "Flüsterasphalt" arbeitete mit offenen Poren, die den Lärm schluckten. "Bei uns entsteht er erst gar nicht."
Der größte Vorteil gegenüber der herkömmlichen Technik: Der neue Asphalt ist haltbarer, kaum teurer und muss nicht aufwändig entwässert werden. Das macht ihn ideal für den Straßenbau in der Stadt geeignet.
Die nächste Teststrecke wird der Kennedydamm, dort soll der Asphalt großflächig zum Einsatz kommen. Bewährt er sich, kommt für Werner Leonhardt auch ein Einsatz an anderen Stellen Düsseldorfs in Frage - wohl zur Freude nicht nur der Innenstädter.