Neugestaltung am Ernst-Reuter-Platz: Passanten loben, Anwohner toben

Der neue Ernst-Reuter-Platz sorgte am WZ-Mobil für Zündstoff.

Foto: J. Michaelis

Düsseldorf. Tita Giese sorgt als Künstlerin stets für Gesprächsstoff. Ihre Platzgestaltungen werden entweder überschwänglich gelobt oder brüsk abgelehnt. So war es auch gestern bei WZ mobil am Ernst-Reuter-Platz.

Das Gros der Passanten war begeistert über die allmähliche Verwandlung eines tristen Parkplatzes in ein Feld mit Bambus und Präriegras. Die Anlieger zwischen Adersstraße und Berliner Allee protestierten jedoch. Mittendrin stand Tita Giese selbst, mit dunkler Brille und schwarzem Kleid. Eine Kämpferin für ihr Projekt.

„Danke, Tita Giese, der Platz ist großartig mit Palmen bespielt“, sagte Fotograf Ulrich Matysik. Frank Schaumlöffel verband seinen Kommentar mit einem Statement an die Politik: „Die Stadt sollte diese Frau mehr beschäftigen. Es gibt viele Stellen in Düsseldorf, die brachliegen. In Hamburg, Frankfurt und München werden Plätze wunderbar begrünt. Da gibt es sogar Statuen moderner Künstler. Düsseldorf ist keine arme Stadt, sie könnte mehr tun für ihre Plätze.“

Zwiegespalten ist Horst Breitenbach: „Etwas fremdartig ist der Platz schon, aber pfiffig mit all den neuen Gräsern.“ Man müsse nun abwarten. Nur am Alten zu hängen, sei auch nicht gut. Auch andere Passanten freuten sich über die Neuerungen: „Ich mag Exotisches. Einheitsbrei gibt es in der City genug“, erklärte Monika Schuster.

Und Konrad Keyszewski betonte: „Je mehr Grün, desto besser. Besser als ein Parkplatz und besser als ein weiteres Stück Beton ist der Ernst-Reuter-Platz jetzt allemal.“ Hermann Ludwig war derselben Meinung: „Das ist eine klare Verbesserung. Die Innenstadt hat mehr Grün dringend notwendig.“

Es gab aber auch Wünsche. Ute Schreiber, Senatorin des Narrenkollegiums, mahnte Sitzbänke an, damit die Leute „den Platz genießen können“. Auch Toiletten müssten in der Nähe sein, zumindest auf der anderen Straßenseite. Solche Wünsche sind jedoch nicht im Sinne von Tita Giese: „Weder am Stresemannplatz noch am Ahnfeldplatz gibt es Bänke. Sie würden von Leuten belagert, die den ganzen Tag Bier trinken und Müll machen.“

Und die Müllschlucker, müssten die nicht auch weg? „Nein“, erklärte die temperamentvolle Pflanzengestalterin. „Meine Projekte haben mit der Realität zu tun, deshalb sind Parkplätze und Müllplätze wichtig. Am Rand des Platzes wird es sogar noch eine Elektrotankstelle geben.“

Auch viele Gegenstimmen regten sich. Andreas Weigelt vom Ticket-Shop an der Adersstraße erklärte: „Mein Laden ist unsichtbar geworden durch das Grün.“ Landschaftsarchitekt Thomas Schwarte versuchte zu vermitteln: „Die ungewöhnliche Pflanzenkombination gefällt mir. Aber dass die Anwohner Nachbesserungen verlangen, kann ich nachvollziehen.“

Ähnlich argumentierte Heide Balu: „Optisch gelungen, aber, dass die Läden um ihr Geschäft fürchten müssen, ist schade.“ Andreas Schulz ärgert sich über die 180 000 Euro Projektkosten: „Ich würde es für ein Viertel des Geldes machen, als Hobbygärtner.“