Gefährliches Vergnügen: Sogar Kinder baden im Rhein
Trotz des Unglücks vom Wochenende gingen wieder viele Düsseldorfer in den Fluss.
Düsseldorf. Es ist noch keine ganze Woche vergangen, seit ein Kirmesbesucher im Rhein Erfrischung suchte und dabei verschwand — nach aufwendiger Suchaktion konnte der Bulgare nur noch tot aus dem Rhein geborgen werden.
Die Düsseldorfer scheint das Unglück jedoch nicht davon abzuhalten, den Fluss als Freibadersatz ausgiebigst zu nutzen. Der Rheinstrand an der Bremer Straße war bei hochsommerlichen Temperaturen auch am Donnerstag wieder gut gefüllt. Auch Amali Mandra war mit ihren Kindern zum Schwimmen gekommen. Die Badeverbote an den Stränden hält sie für übertrieben: „Wer gut aufpasst, hat nichts zu befürchten“, glaubt Mandra. Sogar ihre zwei Kinder lässt sie im Wasser planschen. „Weiter rausschwimmen dürfen die aber nicht.“ Wenn man die Kleinen stets im Auge behalte, bestehe kaum ein Risiko.
Die Feuerwehr sieht das anders und warnt davor, Kinder im Rhein spielen zu lassen. „Ist das Kind nur wenige Augenblicke außerhalb der Aufsicht der Eltern, besteht die Gefahr, dass die Strömung eines vorbeifahrenden Schiffes das Kind unter Wasser zieht“, sagt Feuerwehrsprecher Hans-Jörg von der Heidt.
Vom Unglück des letzten Wochenendes hatte Amali Mandra noch nichts gehört — „ertrinken kann man überall, ich sehe hier am Rhein keine besondere Gefahr“, sagt sie.
Andere Eltern sind da vorsichtiger — so ließ Frank Kitzelmann seine beiden Töchter Lia (3) und Alessia (7) nur in Ufernähe spielen. „Das Wasser ist für sie tabu, dazu können sie noch nicht gut genug schwimmen“, sagt er. Kitzelmann selbst hält die vorhandene Gefahr jedoch nicht vom Schwimmen ab. Er hat sich jedoch eine Grenze gesetzt: „Bis zum Bauchnabel gehe ich ins Wasser, was darüber hinausgeht, ist lebensgefährlich.“
Nicht bewusst ist ihm, dass der 20-Jährige, der am Samstag im Rhein ertrunken ist, nicht mal bis zur Hüfte im Wasser stand, als er einer Strömung nicht mehr standhalten konnte.
Christian Holthausen ist deshalb besonders vorsichtig. „Wenn ich höre, was hier schon alles passiert ist, vergeht mir die Lust am Schwimmen“, sagt er. Entspannt lag er am Rheinstrand. Nur seines Hundes wegen war er gekommen: „Der kann gut schwimmen und bleibt in Ufernähe“, sagt Holthausen.
Oft sei er auch abends am Rheinstrand unterwegs — „dann sehe ich hier viele, vor allem junge Leute, die feiern, Alkohol trinken und danach auch noch ins Wasser gehen“, sagt er. „Da fehlen mir die Worte.“
Von Verboten und Warnschildern hält er trotzdem nichts. „Jeder muss die Gefahr selbst abwägen. Wer trotzdem ins Wasser geht, ist selber Schuld und begibt sich in Lebensgefahr“, sagt Holthausen.