Kunst aus Sand für das Benrather Barockfest
Wladimir Degtyarov gestaltet aus 21 Tonnen Sand ein Relief fürs Benrather Barockfest.
Düsseldorf. Da staunten die Spaziergänger im Benrather Schlosspark nicht schlecht, als am Dienstag hinter dem Benrather Schloss sieben Lastwagen insgesamt 21 Tonnen Sand abgekippten. „Ist der Spielplatz von dem Pfingststurm so betroffen, dass jetzt auch der Sand ausgetauscht werden muss?“ fragt ein Passant.
Ist er nicht, denn der Sand ist das Rohmaterial für ein Kunstwerk, das der ukrainische Künstler Wladimir Degtyarov anlässlich des zweiten Barockfestes von Schloss Benrath modellieren will. Geplant ist ein zwei Meter hohes und sechs Meter breites detailreiches Relief mit barocker Schlossfassade, tanzenden Menschen und einem Geigenspieler.
Zu sehen war aber bis Donnerstag noch nicht viel. Die Holzplanken, die dem Relief an den Seiten Form geben sollen, liegen noch bei Degtyarov zu Hause in Köln. Scheinbar ziellos wird der Sand hin- und hergeschaufelt, doch ziellos ist bei dem ukrainischen Bildhauer nichts.
„Ich versuche den Sand erst einmal in eine Pyramidenform zu bringen, damit ich die Holzverschalung nach und nach eindrücken kann“, erklärt der 34-Jährige seine Vorgehensweise. „Wenn man den Sand Schicht für Schicht aufträgt, wird er erstaunlich stabil“, sagt er.
„Wenn das Wetter mitspielt, kann eine Skulptur im Sommer drei bis vier Monate stehen bleiben, überdacht auch ein Jahr lang.“ Und für die Überdachung hat die Stiftung Schloss und Park Benrath schon jetzt gesorgt. Außerdem sorgt ein Ordner dafür, dass Fußgänger und Hunde außerhalb der Arbeitszeiten dem angehenden Kunstwerk fernbleiben.
Bis Montag soll sich das Sandskelett so verfestigt haben, dass Degtyarov mit der Feinarbeit beginnen kann. Die Schaufel hat dann ausgedient, gearbeitet wird mit Mauerkelle, Schaber und feinen Meißeln.
Von Sandkastenformen, wie sie Kinder beim Spielen benutzen, hält er nichts. „Sie sind viel zu schematisch“, sagt er. Er modelliere lieber nach der Natur. Damit das Kunstwerk rechtzeitig fertig wird, wird er in der nächsten Woche von 10 bis 17 Uhr täglich vor Ort sein. Eine spannende Gelegenheit, einem Künstler beim Arbeiten zuzuschauen.
Ab 2009 hat sich Wladimir Degtyarov, der in seiner Heimatstadt Charkov ganz klassisch Holzbildhauerei studiert hat, immer mehr den Sandskulpturen verschrieben. „Sand ist für uns Bildhauer ein angenehmer und relativ einfacher Werkstoff“, sagt er. Und dieser stehe dem Arbeiten mit Plastelin in nichts nach. So hat er für den Zoo Hannover eine detailverliebte Szenerie aus Tieren aufgebaut und zur Eröffnung des Skulpturengartens der Galerie 681 eine symbolistische Szene nachempfunden.
Das beeindruckte das Führungsteam der Benrather Stiftung, Stefan Schweizer und Nicolas Maas derart, dass sie anfragten, ob Degtyarov nicht auch für ihr Barockfest eine Skulptur bauen wolle. „Wir konnten nicht glauben, dass man so etwas aus Sand machen kann“, sagt Maas. Als dann auch noch der Entwurf überzeugte, war der Handel perfekt.