Welle der Empörung Obdachlosenlager am Rhein: Protestaktion vor dem Rathaus

Düsseldorf · Stadt hatte Obdachlosenlagen aufgelöst und an die Stelle Wackersteine gelegt. Die Aktion sorgte für große Empörung.

Am Mittag räumten Mitarbeiter der Awista die Steine wieder ab. Die Brücke soll aber mit anderen Mitteln gesichert werden.

Foto: Adrian Storck

Mit  Wackersteinen wollte die Stadt das lange Zeit geduldete Obdachlosenlager am Fußgängeraufgang zur Rheinkniebrücke auflösen. Das hatte in Düsseldorf für große Empörung gesorgt. Es blieb nicht bei Worten, es folgten Taten: Unbekannte räumten die Steine in der Nacht zur Seite, die Obdachlosenhilfe Fifty-Fifty kündigte sogar an, die Steine demonstrativ vor das Rathaus zu legen. Die Stadtspitze  wollte dem Protest zuvorkommen und ließ die Steine am Donnerstagvormittag von der Awista einsammeln. Offenbar aber nicht alle: Am Mittag formierte sich eine Gruppe Obdachloser und Vertreter der Obdachlosenhilfe mit einzelnen Steinen protestierend vor dem Rathaus. 

Fast zeitgleich stellten Stadtdirektor Burkhard Hintzsche, Ordnungsdezernent Christian Zaum und die Leiterin des Amtes für Migration und Integration, Miriam Koch, an der Aldekerkstraße in Heerdt der Presse eine neue Notschlafstelle vor. Das ehemalige Schulgebäude, das zuletzt von der Jugendberufshilfe genutzt wurde, bietet aktuell 30 Schlafplätze, Hunde dürfen mitgebracht werden. „Wir haben immer wieder die Situation, dass Menschen, die auf der Straße leben, nicht die klassischen Obdachlosenunterkünfte nutzen wollen, weil sie ihre Tiere nicht mitbringen dürfen“, sagte Burkhard Hintzsche. „Deshalb haben wir uns bemüht, ein niederschwelliges Angebot zu schaffen.“

Die Obdachlosen, die unter der Rheinkniebrücke campierten, seien  von Streetworkern auf die neue Notschlafstelle hingewiesen worden. „Und erst sie bereitstand, wurden die Obdachlosen zur Räumung aufgefordert“, betonte Koch. „Allerdings hat das Angebot bisher keiner von ihnen angenommen.“ Aufgrund der fehlenden Nachfrag sei die Notschlafstelle bisher verschlossen gewesen. Koch betont aber: „Ab Montag ist sie geöffnet.“

Den zehn bis 15 Obdachlosen sei vom Ordnungsdienst eine Frist gesetzt worden. In der vergangenen Woche seien sie dann „weitergezogen“. Um ein erneutes Lager zu verhindern, habe die Stadt die Steine unter der Brücke abgelegt. „Es gab Beschwerden wegen Rattenbefalls und Vermüllung“, so Koch. Unterhalb der Rheinkniebrücke gäbe es aber auch Probleme mit dem Brandschutz. „Es wurde offenes Feuer gemacht. Das kann die ganze Statik in Gefahr bringen“, sagte Christian Zaum.

Hubert Ostendorf von Fifty-Fifty zweifelt die Glaubwürdigkeit der Stadt an: „Jetzt wo die Stadt in der Kritik steht, will sie den Eindruck erwecken, ein alternatives Hilfsangebot geschaffen zu haben.“ Er hält das Konzept der Notschlafstelle für unpassend für Obdachlose, deren Lebensmittelpunkt die Stadtmitte ist. „Das ist Massenunterbringung.“ 

Laut Stadtspitze werden Lager  an neuralgischen Stellen im Stadtgebiet nicht länger geduldet. Konkret handele es sich um den Hofgarten, das Ratinger Tor, den Paradiesstrand und  die Rheinkniebrücke. Miriam Koch kündigte bereits an, ein erneute Ansammlung unter der Brücke zu verhindern.