Gesellschaft Stadt geht mit Steinen gegen Obdachlose vor
Düsseldorf · Stadt greift an der Kniebrücke zu sehr drastischen Mitteln. Protest kommt von Fifty-Fifty.
Rund zehn bis fünfzehn Obdachlose hatten in den vergangenen Wochen ihr Lager unter dem Fußgängeraufgang an der Rheinbniebrücke aufgeschlagen. Damit ist es nun vorbei. Die Stadt hat dort schwere Wackersteine ausgelegt. Damit wird verhindert, dass dort weiter Zelte aufgeschlagen werden können. Hubert Ostendorf, Gründer des Obdachlosenmagazins Fifty-Fifty, protestiert.
Tatsächlich wirkt die Maßnahme der Stadt sehr drastisch. Die schweren, spitzen Steine können nicht einfach weggetragen werden. Darum sind die Obdachlosen, die sich unter dem Dach der Fußgängerbrücke häuslich eingerichtet hatten, inzwischen weitergezogen.
Miriam Koch, die Leiterin des Amtes für Migration und Integration, verteidigte die Maßnahme: „Das ist aus brandschutzrechtlichen Gründen notwendig gewesen.“ Die Entscheidung sei zusammen mit mehreren Ämtern getroffen worden. Zuvor habe man gemeinsam mit Streetworkern den Obdachlosen ein Angebot gemacht: „Wir wissen, dass es Personen gibt, die nicht in eine Einrichtung gehen wollen. Ihnen haben wir eine ehemalige Schule an der Aldekerkstraße in Heerdt angeboten. Dort hätten sie mit ihren Sachen hingehen können.“ Tatsächlich ist keiner der Obdachlosen dort eingetroffen. Das Quartier werde aber weiterhin von der Stadt bereitgehalten, falls es die Betroffenen sich noch anders überlegen sollten.
Hubert Ostendorf kritisiert das Vorgehen der Stadt hart: „Immer wieder haben wir den Dialog mit den Verantwortlichen gesucht. Doch statt besser wird es immer schlimmer. Dies, obwohl wir durch professionelle Sozialarbeit und unser Programm Housing First, das Obdachlose dauerhaft in Wohnungen bringt, einen wichtigen Beitrag zum sozialen Frieden leisten. Doch all dies wird offensichtlich nicht gewürdigt.“
Update 26.9.: Unbekannte haben in der Nacht zu Donnerstag die Steine unter der Brücke weggeräumt.