OMD: Kraftwerk als großes Vorbild

Die Elektro-Popper von OMD sind am Sonntag in der Halle an der Siegburger Straße zu Gast.

Foto: Grzegorz Michalowski/dpa

Vor 40 Jahren taten sich die beiden Kraftwerk-Fans George Andrew „Andy“ McCluskey und Paul David Humphreys vor den Toren Liverpools zusammen, um mit ihrer Band Orchestral Manoeuvres in the Dark, kurz OMD, ihre ganz persönliche Version von elektronischer Popmusik zu machen. „Anfangs hatten wir überhaupt nicht daran gedacht, professionell Musik zu machen. Wir wollten einfach nur unsere eigene Musik nach unseren Regeln umsetzen. Aber das war mehr ein Hobby, über Alben oder Konzerte haben wir damals nicht geredet. Unser Vorbild dafür waren Kraftwerk aus Düsseldorf, die uns Mitte der 70er als Teenager stark beeinflusst haben“, erinnert sich McCluskey.

Inzwischen sind OMD selbst zu Legenden geworden und haben weltweit ihre Fans. „Das war eine lange Reise mit allen Höhen und Tiefen, die ein Musikerleben haben kann. Wir haben unsere eigene musikalische DNA geschaffen, die wir stetig weiterentwickeln. Nur so bleibt unsere Arbeit spannend für uns. Es ist wichtig, immer wieder alles zu hinterfragen und Experimente zu wagen. Das war auch die Motivation, die Kraftwerk angetrieben hat. Wir wollten schon immer eine andere Art von Musik machen, die deutlich jenseits des Mainstreams liegt. Wir machen einfach das, was wir wollen. Daran hat sich in 40 Jahren nichts verändert. Der Hunger auf Neues ist bis heute nicht gestillt.“ Intelligent, minimal und trotzdem mit guten Melodien versehen — so definieren die Briten ihre Musik. „Es geht um das Konzept, nach dem Alben entstehen, aber auch um die emotionale Kraft der Songs. Das ist für mich ein spannender Kontrast.“

Gerade haben die Musiker ihr neuestes Werk „The Punishment Of Luxury“ veröffentlicht, mit dem sie am 3. Dezember in die Halle an der Siegburger Straße kommen. Der Titel des Albums geht auf ein Gemälde des italienischen Divisionisten Giovanni Seganti zurück, das McCluskey in der Liverpooler Walker Art Gallery aufgefallen ist. Beim Werk sind zwei Frauen zu sehen, die wegen ihrer nicht standesgemäßen Einstellung ins Fegefeuer kommen. „Das Gemälde habe ich schon lange bewundert, wir haben den Titel übernommen, ihn aber dann auf etwas anderes übertragen“, sagt der passionierte Kunstliebhaber.

Den meisten Menschen in der westlichen Welt gehe es heute wirtschaftlich deutlich besser als ihren Vorfahren. „Und trotzdem sind wir nicht glücklicher als sie. Ihre illusorische Ordnung der Religion und der Monarchie haben wir heute durch eine illusorische Ordnung des Marketings und der Propaganda der Werbung ersetzt. Jeder denkt, dass er nicht genug hat, und kauft neue Dinge, die er eigentlich nicht braucht. Und das macht unglücklich und verzweifelt — das ist die Strafe des Luxus.“

Zu den großen Einschnitten für die Band gehörte das Schicksal von Schlagzeuger Malcolm Holmes, der im Juli 2013 in der schwülen Hitze Torontos auf der Bühne einen schweren Herzinfarkt erlitt, und der deshalb seine Karriere als Musiker beenden musste. „Er musste noch vor Ort wiederbelebt werden und wäre fast gestorben. Das hat uns so geschockt, dass wir uns sehr schwertaten, an das nächste Album zu denken. Wir haben ein Jahr lang pausiert, weil wir sehen wollten, wie es Malcolm geht.“ Aus heutiger Sicht erkennt die Band in dieser Pause viele Vorteile: „Zunächst einmal ist entscheidend, dass es Malcolm heute wieder gut geht. Für uns war es eine Zeit, uns bewusstzumachen, dass es wichtigere Dinge als den beruflichen Erfolg gibt. Man ist ständig auf Tour und im Studio und vergisst fast den Kontakt zu Freunden und Familie. Man hat einfach keine Zeit für die Menschen, die man liebt. Das haben wir uns bewusstgemacht und einige Dinge im Leben verändert. Das hat sich letztlich auch positiv auf unsere Kreativität als Musiker ausgewirkt“, sagt McCluskey.

Info: Sonntag, 3. Dezember, 19 Uhr, Halle an der Siegburger Straße

mitsubishi-electric-halle.de