Pflastersteine und Strumpfhosen als Kunst
Die gebürtige Türkin Nevin Aladag wird in der Sammlung Philara präsentiert.
Nevin Aladag wurde 1972 in Anatolien geboren und kam mit neun Monaten nach Stuttgart. Sie studierte bei dem Bildhauer Olaf Metzel und wird in der Galerie Philara wachgeküsst. Dort erhält sie eine große Ausstellung und revanchiert sich mit einem Hingucker, einer riesigen Teppichcollage in der großen Halle.
Die Künstlerin kaufte Teppiche aus Regionen wie Afghanistan oder Iran, aber auch aus Marokko. Sie liebt die Muster, die sie in Ausschnitten bündig aneinanderklebt. Aber sie kombiniert sie mit Messeware, mit Schafswollteppichen aus Irland, mit Flachware und mit hochflorigem Material. Sechs Jahre lang hat sie immer wieder daran gearbeitet. Entstanden ist ein ornamentales Meisterwerk.
Zugleich setzt sich die Künstlerin mit geometrischen Formen auseinander, mit Sechseck, Trapez, Oval oder Dreieck. Auch die Kreisform findet sich wieder. Fast wie eine Kampfansage an die konkrete Kunst wirkt die Komposition. Durch die Benutzung von Alltagsgegenständen und Mustern bringt sie die Abstraktionen in die Gegenwart, so dass sie frisch und munter wirken.
Dass sie eine Meisterschülerin von Metzel ist, dem Provokateur unter den Bildhauern der Gegenwart, taucht in eher abgemilderter Form bei ihr auf. Im zweiten Raum zeigt sie Stelen beziehungsweise Paravents aus Granit- und Marmorsteinen. Die Objekte wirken prächtig, weil das Licht auf die Steinpartikel fällt, so dass sie leicht schimmern. Aber Pflastersteine sind eben auch Wurfgeschosse von Protestlern. Ihre Werke wiegen je 500 Kilogramm und werden von Eisenrahmen festgehalten.
Witziges findet sich im letzten Raum. Nevin Aladag hat Lampen des dänischen Designers Poul Henningsen gekauft, strenge, klare Geflechtlampen, wie sie noch heute in Dänemark produziert werden. Der Pfiff liegt nun darin, dass sie sie mit gemusterten Nylon-Strumpfhosen überzogen hat. Lampen und Hosen ergeben ein perfektes Netzwerk, das sogar leuchtet.
Info: Birkenstraße 47a, bis 1.7.