Polizei fasst Beerdigungs-Einbrecher
Perfide Masche: Das Duo aus Düsseldorf soll 20 Mal zugeschlagen haben, als die Bewohner bei einer Trauerfeier waren.
Düsseldorf. „Niederträchtig, perfide“: Selten spricht die Polizei so wertend über Verbrechen, wie es gestern Dieter Töpfer, der Leiter des Einbruchskommissariates, tat. Die Empörung richtet sich auf zwei Männer aus Düsseldorf, die seit November 2013 mindestens 20 Einbrüche (die Beute liegt im Gesamtwert bei 40 000 Euro) am Niederrhein auf dem Kerbholz haben sollen, die einem in der Tat gemeinen Strickmuster folgten — eingebrochen wurde immer in Häuser, deren Bewohner gerade bei einer Beerdigung weilten. Am liebsten in entlegene Objekte an Ortsrändern.
Der mutmaßliche Haupttäter ist ein 54-jähriger arbeitsloser Düsseldorfer, sein Komplize, der vor allem als Fahrer fungierte, ist 62 und wohnt auch hier. Am Donnerstag wurden sie bei einem Gold-An-und-Verkauf in der Friedrichstadt verhaftet, „beide sind teilgeständig“, sagt Maria Allersmeier, die Leiterin der Ermittlungskommission „Beta“ (für Beerdigungstaten).
Todesanzeigen in Zeitungen sichten, gegebenenfalls die Anschrift der Familie oder von engen Angehörigen eruieren und einbrechen, wenn die Trauerfeier läuft. Und dann die Beute, meist handelte es sich um Schmuck, Uhren, Bargeld oder Laptops, sofort versetzen. Mit dieser Masche flog der 54-jährige Flingerner erstmals 2003 in Lohausen auf. Weil er da schon 19 weitere Vorstrafen auf dem Buckel hatte (die erste datiert aus dem Jahr 1976), ging er für sechs Jahre ins Gefängnis.
Wieder ins Visier der Polizei geriet er dann Ende Januar 2014. Da hatte er seinen Radius stark ausgedehnt, denn jetzt ging es um Einbrüche in den Kreisen Kleve (7), Wesel und Viersen (je 4) im Rheinkreis Neuss (3) sowie in Aachen und Düsseldorf (Volmerswerth).
Mitte Februar verreist der mutmaßliche Komplize, danach ist erst einmal Ruhe. Bis das Duo vergangene Woche wieder auffällt. Vorgestern schlagen die Beamten schließlich zu — nach einem Doppeleinbruch in Viersen, als die Verdächtigen die Beute in Düsseldorf zu Geld machen wollen.
„Die anschließenden Durchsuchungen und die Befragung der Männer bestätigen unseren Verdacht“, sagt Allersmeier. Mit „teilgeständig“ meint sie, dass die Männer einen Teil der in Rede stehenden Einbrüche zugegeben haben.
Der 54-Jährige lebt laut Polizei in einer äußerst kleinen, kargen Wohnung in Flingern. Er hat keinen Führerschein und benötigte deshalb den Komplizen, der sich schon lange im Spielermilieu tummeln soll, aber noch nicht vorbestraft ist.
Von Reue könne bei beiden noch keine Rede sein, sagt die Polizei, eingeräumt werde hauptsächlich, was nachweisbar sei. Dabei sind solche Taten für die Opfer besonders schlimm. Die kommen geknickt von einer Beerdigung. Und erleben dann den Schock, dass bei ihnen auch noch eingebrochen worden ist.