Polizist auf der Anklagebank: Anzeige nicht bearbeitet?
Schwere Misshandlung wurde erst verspätet entdeckt. Brüder des Täters nachts in der Wache.
Düsseldorf. Brutal misshandelt hatten zwei Männer (24 und 29 Jahre) im Januar einen alkoholkranken Mann (49) in seiner Wohnung an der Weichselstraße in Oberbilk. Dafür waren sie Anfang Juni zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Für einen 58-jährigen Polizeibeamten hat der „Folterprozess“ seit Donnerstag ein Nachspiel.
Ihm wird vorgeworfen, am 18. Januar eine Strafanzeige nicht angenommen zu haben. Dadurch wurde die Fahndung nach den beiden Tätern mindestens sieben Tage zu spät eingeleitet. Der Polizist hatte einen Strafbefehl über neun Monate Haft mit Bewährung bekommen und Einspruch eingelegt.
An dem Abend waren zwei Brüder des Haupttäters in die Wache am Oberbilker Markt gekommen, wo der 58-Jährige allein Dienst hatte. Angeblich wollten sie die Tat anzeigen. Der Beamte habe aber nur ein paar Computer-Recherchen gemacht und sich nicht weiter bemüht.
Dem widersprach der Angeklagte, der drei Wochen vorher für die Rettung eines Lebensmüden noch eine Belobigung bekommen hatte, entschieden. Vielmehr hätten die beiden ihren Bruder zunächst als vermisst melden wollen. Danach hätten sie behauptet, sich große Sorgen zu machen, weil der Mann möglicherweise schwer verletzt sei. Daraufhin hatte sich der Polizist beim Evangelischen Krankenhaus erkundigt. Dort war eine Person dieses Namens eingeliefert, aber schon wieder entlassen worden.
Die jungen Männer hätten keinen Hinweis auf die Wohnung des Opfers gegeben: „Es wäre wesentlich einfacher für mich gewesen, einen Streifenwagen zu rufen. Dann hätte die Kriminalwache das weiter bearbeitet.“ Die Brüder hatten sich fünf Tage später direkt an die Kripo gewandt. Danach wurde das Verbrechen aufgeklärt. Der Prozess wird fortgesetzt.