Prozess: Vize-Botschafter half Schleuser

Geschäftsmann aus Ghana zu Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt.

Foto: Daniel Reinhardt

Düsseldorf. Eigentlich war ein Geschäftsmann aus Ghana auf der Durchreise nach Kanada und völlig überrascht, als plötzlich die Handschellen klickten. Der 47-Jährige hatte keine Ahnung, dass er von der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft bereits gesucht wurde. In mindestens sechs Fällen hat er Afrikaner mit falschen Papieren nach Deutschland geschleust und dafür viel Geld kassiert. Am Montag verlängerte sich der ungeplante „Urlaub“ in Europa. Der Geschäftsmann wurde vom Landgericht zu einer Haftstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt.

Obwohl der Familienvater in Ghana ein erfolgreicher Geschäftsmann war, suchte er sich einen Nebenerwerb. Gezielt nahm er Kontakt mit verschiedenen europäischen Botschaften auf, um die Visum-Vorschriften zu umgehen. Denn eine Einreise-Erlaubnis bekommt nur, wer finanziell für sich selbst sorgen kann.

Wie die Richterin in ihrer Urteilsbegründung ausführte, hatte er beim stellvertretenden tschechischen Botschafter in Ghana Erfolg. Die beiden freundeten sich an und feierten auch zusammen Geburtstag.

Im Gegenzug akzeptierte der Diplomat offenbar Unterlagen ohne sie genau zu prüfen. Daraus ging hervor, dass die „Touristen“ über genügend finanzielle Mittel verfügten und Rückreise-Tickets besitzen. In Wirklichkeit ging die Reise von Afrika überhaupt nicht in die Tschechei, tatsächlich landeten die Männer und Frauen aus Ghana in Deutschland und stellten hier Asylanträge.

Kontakte soll der Angeklagte auch zur schwedischen und zur britischen Botschaft geknüpft haben. Diese wurden aber in dem Strafverfahren nicht weiter geprüft, nachdem der Geschäftsmann sechs Fälle gestanden hatte. Die Hoffnung, dass der Haftbefehl nach dem Prozess aufgehoben wird, erfüllte sich nicht. Der Mann muss seine Strafe wegen des gewerbsmäßigen Einschleusens von Menschen weiter absitzen.