Düsseldorf Putschversuch in der Türkei - Schock und Angst in Düsseldorf

Auch in Deutschland ist die Nachricht angekommen: Putschversuch des Militärs in der Türkei. In den türkischen Restaurants in Düsseldorf wird über die Nachrichten diskutiert: geschockt, verängstigt - und zuversichtlich.

Halil, Dogan, Rukiye und Tufan (v.r.n.l.) sitzen kurz nach Mitternacht am 16.07.2016 in einem türkischen Restaurant in Düsseldorf. Kurz zuvor ist bekannt geworden, dass Teile der Streitkräfte in der Türkei putschen.

Foto: Lena Klimkeit

Düsseldorf. Es ist kurz nach Mitternacht in Düsseldorf, in den türkischen Restaurants in der Worringer Straße. Rukiye, Tufan, Halil und Dogan sitzen zusammen, trinken Tee und schauen auf den Fernseher, starren auf ihre Handys Es sind Militärs in der Dunkelheit zu sehen - eine Szene am Atatürk-Flughafen in Istanbul. Auch im fernen NRW ist die Nachricht angekommen: Teile der Streitkräfte in der Türkei versuchen zu putschen. Ein Wort hört man hier immer wieder: „Askerler“ - „Soldaten“.

„Er ist schockiert, mein Onkel ist relaxt, er: geht so“, beschreibt Rukiye die Stimmung in der Runde. Die 38-Jährige ist in Deutschland aufgewachsen, aber ihre Wurzeln sind in der Türkei. Es ist ihr nicht egal, was in der Heimat ihrer Familie passiert. Und außerdem sind ihre Eltern an diesem Samstag dort, wo sich gerade die Ereignisse überschlagen.

Kurz zuvor haben Teile des türkischen Militärs bekannt gegeben, sie hätten in dem Land die Macht übernommen. Während die Putschisten eine Ausgangssperre verhängen, ruft Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan zu öffentlichen Versammlungen auf. Der älteste in der Runde in Düsseldorf, Dogan, sagt, er erinnere sich an den letzten Staatsstreich durch die türkischen Generäle - das war 1980.

„Keiner hat das erwartet!“, unterbricht der 27-jährige Halil. „Seit längerem sprechen wir darüber, aber dass ein Putsch passiert, in dieser Zeit? 2016? Das hätten wir nicht erwartet.“ Für ihn sei es, als würde die Türkei 20 Jahre in die Vergangenheit stolpern. Tufan, der in Anatolien lebt und drei Monate seinen Vater Dogan in Düsseldorf besucht, schaut ununterbrochen auf sein Handy. „Alle haben Angst“, sagt er. „Meine Freunde haben Angst, dass sie nicht mehr auf die Straße gehen dürfen.“ In einer SMS erfährt er von Schüssen. Davon, dass viele Polizisten auf der Straße sind. Tufan sagt, er befürchte einen Bürgerkrieg. „Wie würdest du dich denn fühlen, wenn sowas in deinem Land passiert?“, fragt Dogan die Reporterin und steht auf, das Teeglas in der Hand. „Du hättest Angst. Dann habe ich nichts mehr zu sagen.“

Ein paar Häuser weiter in einem türkischen Bäcker sitzt Hasan Duzcu. Auch er schaut auf sein Handy, dauernd piept es, eine WhatsApp-Nachricht nach der anderen. Er zeigt Bilder von Freunden, die sich nach dem Putschversuch in der Türkei auf der Straße versammeln - aus Solidarität in Deutschland. „Ich war geschockt, als ich vorhin in den Nachrichten davon gehört habe.“ Aber der 23-Jährige zeigt sich zuversichtlich. In zwei Wochen wolle er in die Türkei fliegen, zu seinen Verwandten in das Ferienhaus an der Ägäis-Küste in Izmir. „Ich hab das Ticket gebucht, ich fahre hin.“ Wieder kommt eine SMS, die Ereignisse überschlagen sich, viele Gerüchte sind im Umlauf. „Ich glaube, es hat sich wieder beruhigt“, sagt er. Da ist es kurz nach eins. Gerade meldet die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu, dass die Putschisten das Hauptquartier der Spezialkräfte der Polizei in Ankara angegriffen haben. 17 Polizisten sollen getötet worden sein.