Düsseldorf Gabriele Henkel zeigt eine feine Auswahl
Die Sammlerin gibt am Grabbeplatz einen Einblick in die Firmensammlung, die sie angeschafft hat.
Düsseldorf. 4000 Stück umfasst die Firmensammlung Henkel. Eine kleine, feine Auswahl von 40 Kostbarkeiten hat Gabriele Henkel ausgewählt und selbst im zweiten Obergeschoss der Kunstsammlung am Grabbeplatz inszeniert. Der Besucher spürt sofort beim Betreten des 900 Quadratmeter großen Saales, dass die Ausstellung von keinem Kurator des Hauses eingerichtet wurde. So eine Weite und Großzügigkeit ist selten im K 20. Normalerweise wird der Gast gleichsam am Händchen genommen und landet vor dem jeweils wichtigsten Werk eines Raumes. Dies überlässt die Kunstkennerin den Gästen selbst. Ein großes Lob für diese räumliche Offenheit.
Beispielhaft ist zugleich die Konzentration auf die große Kraft der amerikanischen abstrakten Künstler der Nachkriegszeit. Eben nicht der 100. Aufguss von Andy Warhol ist da zu sehen, sondern Frank Stella, der seit 1971 durch die Galerie Hans Strelow ein Standbein in Düsseldorf hatte. Stella, Jahrgang 1936, gehört derselben Generation an wie Gabriele Henkel. Er wurde einer ihrer wichtigsten Dialogpartner. In K 20 strahlen seine Farben aus sich heraus und expandieren vielfältig und vielschichtig in den Raum.
Die selbst ernannte Kuratorin sorgt in dieser vibrierenden Schau für Querverweise. So meint man, dass das Bild „1024 Farben“ (1974) von Gerhard Richter in den klar konturierten Lackfarbquadraten das Strahlen in der Kunst des Frank Stella aufgreift.
Sinnvoll ist es gleichfalls, dass Imi Knoebel in seinem „Kartoffelbild“ von 2012 das abstrakte Farbspiel auf seine Weise behandelt, aber mithilfe der Collage den Raum erobert. Auch dieses Werk ist eines der exquisiten Bilder der Schau.
Bei Stella in New York entdeckte Gabriele Henkel die erste Navajo-Decke. In den 1960er und 1970er Jahren griffen Stofffabriken die Färbetechniken und Muster der Ikats auf. Gabriele Henkel muss hingerissen gewesen sein. Dank ihres Gespürs für die Ordnung von Formen griff sie sofort zu. Obwohl nicht signiert und auch namenlos, sind diese Textilien auf den niedrigen Fundamenten in der Mitte so etwas wie das Herzstück und der Mittelpunkt der Schau. Ob aus Usbekistan, Indonesien oder Indien, ob als Schultertuch oder Hochzeits-Beigabe, die florale Ornamentik und die reiche Farbgebung bilden gleichsam die Dialogpartner zur Moderne.
Gabriele Henkel war als Ästhetikprofessorin nicht auf Kunstberater angewiesen, sie folgte ihrem eigenen Geschmack. So erstand sie die wunderbare Arbeit von Robert Delaunay, „Rythme Hélice“, von 1936, die sich sehr rhythmisch in der Diagonale durch das Bild schraubt und durch ihre unregelmäßigen Formen eine zusätzliche Spannung auf den Kreisen erfährt.
Eine Freude für die Besucher ist natürlich der Doppel-Lichtrotor von 1969 des Zero-Künstlers Heinz Mack. Die geriffelten Metallplatten erhalten durch das ebenfalls geriffelte Glas beim Kreiseln durch den Elektromotor eine zusätzliche, unendliche Bewegung.
Die Henkel-Sammlung ist bis zum 14. August zu sehen, Grabbeplatz 5, 2. OG. Geöffnet Di - Fr 10-18, Sa + So 11-18 Uhr, Eintritt 12/10 Euro.