Rasanter Anstieg: Polizei läuft Taschendieben hinterher
Zum zweiten Mal steigen die Zahlen. Jetzt soll Sondertruppe fahnden.
Düsseldorf. Düsseldorf ist ein Magnet. Für Shopping-Fans, für Party-Gänger, für Berufspendler, für Messegäste — und für Taschendiebe. Die Zahl der Delikte ist von 3307 im Jahr 2009 auf 5740 (2010) emporgeschnellt. Das ist eine Steigerung um mehr als 70 Prozent. „Und auch in diesem Jahr sind die Zahlen steigend“, sagt Polizeisprecher Wolfgang Wierich. „Wir schwimmen gerade oben auf einer Diebstahlswelle.“
Schwerpunkte für die Diebe sind belebte Straßen und Plätze sowie Großveranstaltungen. Ein Diebstahl-Brennpunkt ist auch der Hauptbahnhof. Hier verkehren täglich etwa 280 000 Menschen — und einige Taschendiebe. Griffen die Langfinger 2008 noch etwa 1000 Mal am Hauptbahnhof zu, wurden der Bundespolizei 2010 doppelt so viele Fälle gemeldet.
„Die Täter arbeiten meist in gut organisierten Gruppen“, sagt Bundespolizei-Sprecherin Melanie Mörsch. Einer beobachtet die Lage, einer lenkt das Opfer ab, ein Dritter greift zu und übergibt die Beute an einen vierten Dieb. Die Bundespolizei setzt speziell geschulte Zivilfahnder gegen die Taschendiebe ein.
Die Überreste der Beutezüge — ausgeräumte Geldbörsen — finden die Mitarbeiter der Firma ISO-Security oft in den Büschen an der Ludwig-Erhard-Allee hinter dem Bahnhof. „Manchmal erwischen wir auch Taschendiebe und übergeben sie der Polizei oder melden Diebstähle an die Beamten“, sagt ein Mitarbeiter der Firma, die eigentlich engagiert ist, um rund um die WGZ-Bank für Ordnung zu sorgen. Der Sicherheitsmann sagt: „Die Polizei ist mit den Taschendiebstählen mehr als überfordert.“
Dafür würde auch die geringe Aufklärungsquote von nur 4,6 Prozent der Fälle sprechen. Polizeisprecher Wierich erklärt die Schwierigkeiten: „Viele merken erst viel später, dass sie bestohlen wurden. Sie wissen nicht, wo es passiert ist und wer es war.“ Das mache es für die Ermittler oft unmöglich, Fälle aufzuklären.
Doch die Polizei sagt den Taschendieben jetzt den Kampf an. Nach Informationen der WZ soll es eine Schwerpunktaktion mit bis zu 30 Beamten geben. Die Polizei bestätigt nur Planungen, aber klar ist: „Wir müssen auf die Entwicklung reagieren.“ Prioritäten der Polizeiarbeit werden sich entsprechend verschieben. Ein Kraftakt für die Polizei, stehen ihr doch ab September wegen Kommissarsausbildung und Verrentung 16 Beamte weniger zur Verfügung. Doch nur so könne die Stadt ihre Anziehungskraft auf Diebe verlieren.