Themenschwerpunkt Gründonnerstag Der Rasen bei Fortuna Düsseldorf: Selbst das Muster im Grün ist genormt

Düsseldorf · Ein Profiteam pflegt Düsseldorfs „heiligstes“ Grün in der Arena, manchmal auch mit Handmähern.

Kai Baumann und Michael Korst sind in der Arena auch für die Qualität des Rasens verantwortlich.

Foto: ja/Michaelis, Judith (JM)

Es geht um 7992 Quadratmeter Rasen, Spielfläche plus Rand. Auch schon mal „heiliger“ Rasen genannt. Es geht ums Grün, auf dem die Spieler der Fortuna in dieser Sasion in der ersten Bundesliga ihre Fans so beglücken. Weil der Aufsteiger tolle Spiele geliefert hat und sicher in der ersten Liga bleibt. Und während es in der Vergangenheit schon mal Kritik an der Qualität des Fußballfeldes gegeben hat, ist in diesem Jahr alles im Lot. Keine Beschwerden über einen „Acker“ in der Arena, sondern Zufriedenheit.

Das freut die beiden Hauptverantwortlichen der städtischen Tochter D.Live, die für die Arena zuständig ist. Kai Baumann und Michael Korst sind das für die Bereiche „Facility Services“ oder „Facility Management“. So heißt das offiziell. Facility Manager Korst übersetzt mit seinem trockenen Humor: „Man kann auch Hausmeister Krause sagen.“

„Hausmeister“ der Arena in Stockum, das ist der 55-Jährige seit zwölf Jahren und „mit allen Gewerken im Stadion vertraut“. Im Einsatz bei Konzerten und eben für und während der Spiele der Fortuna, die das Stadion mietet. Doch wenn es um die Rasenpflege geht, müssen die Regeln der Fußball-Bundesliga eingehalten werden. Das betrifft die Höhe der Grashalme (zwischen 25 und 26 Milimeter) ebenso wie das „Muster“ des Spielfeldes. „Das ist vorgegeben und entsteht beim Mähen, der Mäher fährt hin und her und drückt das Gras dabei in zwei Richtungen“, erklärt Kai Baumann.

Ein neues Stadiongrün kostet
rund 100 000 Euro

Zwei Mal gab es in diesem Jahr bereits ein neues Grün. Einmal zum Telekom Cup im Januar und dann direkt vor dem Spiel der Düsseldorfer gegen die Borussen aus Mönchengladbach, das die Fortuna mit 3:1 gewann. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) führt übrigens nach jedem Spiel Befragungen zur Rasenqualität durch. Schiedsrichter, aber auch Heim- und Gastmannschaft geben ihr Votum ab. Und am Ende einer Saison verleiht die DFL den verantwortlichen Greenkeepern auch den Preis „Pitch of the Year“ für die beste Qualität eines Spielfeldes. Die Abstimmungen nach den Spieltagen können die Düsseldorfer Rasen-Experten aber nicht so richtig ernst nehmen. „Die Mannschaft, die gewonnen hat, bewertet die Qualität meist besser“, sagt Baumann.

Das Grün in der Arena ist übrigens ein regionales Produkt: Es wird gezüchtet von der Willicher Firma Pfeiffer, die viele Erstliga-Stadien beliefert. Der Naturrasen wird in Großrollen geliefert. Eine Rolle wiegt eine Tonne, ist zwölf Meter lang und 1,20 Meter breit. Der Naturrasen, so Baumann, müsse nicht anwachsen, sondern sei sofort bespielbar. Ein neues Stadiongrün kostet 100 000 Euro. Es muss im Winter ein Mal in der Woche gemäht werden, im Sommer oft täglich. Vier Stunden dauert das mit einem großen Mäher. Kurz vor dem Spiel werden aber nur kleinere handgeführte Mäher eingesetzt, dann seien vier Mann gefragt. Beim Austausch geht der alte Rasen umweltfreundlich zurück auf die Anzuchtfelder nach Willich.

Die Qualität des Fuballgrüns hängt aber nicht nur von der Pflege ab. Die Witterung sei entscheidend, viel Regen und wenig Sonne können ein Fluch sein. So lasse die kompakte Arena leider wenig Licht auf den Rasen fallen. Dafür hat das Team von D.Live den Vorteil, bei starkem Regen das Dach der Arena in Vorfeld einer Bundesligapartie zu schließen. Gespielt wird aber fast immer bei geöffneten Dach (das Öffnen dauert 30 Minuten). Entschieden wird dies nicht allein in Düsseldorf, sondern immer in Absprache mit dem Gegner und der DFL in Frankfurt.

Doch dürfen die Fortuna-Kicker mit Trainer Friedhelm Funkel auch schon mal in der Arena trainieren? Bei Kälte und schlechtem Wetter etwa? „So selten wie möglich oder nur im Notfall, wenn die sportliche Leitung das wünscht“, erklärt Michael Korst. Denn bei den Trainingseinheiten werde oft von der selben Stelle aus trainiert. Die Abnutzungsgefahr kurz vor einem Spieltag sei zu groß.

A propos Abnutzungsgefahr: Wie sehen die Platzexperten es denn, dass Fußball-Drittligist KFC Uerdingen seine Heimspiele in der kommenden Saison in der Düsseldorfer Arena austragen wird? Hauptmieter Fortuna gefällt dies bekannlich nicht, doch Kai Baumann sieht das gelassen. „Die Pflege wird dann natürlich viel intensiver, damit fangen wir Schäden ab.“ Er betont, dass sein Team über einen Erfahrungsschatz verfüge, wenn zwei Teams das Stadion nutzen. Schließlich habe Bayer Leverkusen in der Rückrunde 2008/09 seine Heimspiele ebenfalls in der Landeshauptstadt ausgetragen.

Wenn alles gut läuft, muss in einer „reinen Fußballsaion“ der Rasen zwei bis vier Mal ausgetauscht werden. Wenn die Arena mal für ein Konzert genutzt wird, wird das Spielfeld für die Konzertbesucher mit Kunststoffplatten geschützt. Die seien licht- und wasserduchlässig, erklärt Kai Baumann, das Gras überlebe. Erneuert werden musste allerdings der Bereich, auf dem die Bühne mit Schwerlastplatten stand, als AC/DC 2016 die Arena rockte.

Auf den Endspurt dieser Bundesliga-Saison blickt Fortuna-Fan Michael Korst optimistisch. „Die Zeiten der grobschlächtigen Spieler und der Grasfresser sind vorbei“, sagt der Düsseldorfer, will aber keinen Spieler beim Namen nennen. Und auch mit einem Platzsturm oder gar dem Diebstahl des Elfmeterpunktes – wie beim unvergessenen Relegationsspiel der Fortuna gegen die Hertha aus Berlin im Mai 2012 – sei beim letzten Heimspiel der Fortuna am 18. Mai gegen Hannover 96 nicht zu rechnen. Eine Partie, bei der Korst dann vielleicht mal annähernd 90 Minuten das eigentliche Fußballspiel verfolgen kann.