Freizeit Reiterhof wird zum Zuhause für alte Pferde

Düsseldorf · Die meisten der Tiere auf Gut Rodeberg sind in die Jahre gekommen. Der Betrieb in Unterbach wird daher zum Schutzhof und sucht dafür Unterstützung.

Ein Pferd schaut auf Gut Rodeberg in Unterbach aus seiner Box heraus.

Foto: David Young

Über viele Jahre hat Christina Helm am Rande von Unterbach einen Reiterhof aufgebaut, sie hat Pferde ausgebildet, damit auch Kindern mit Behinderungen auf ihnen reiten können. Ihr Ziel: neben einem normalen Reitbetrieb jungen Menschen zu helfen, denen der Kontakt zu den Tieren besonders gut tut. Vor mittlerweile fast 15 Jahren hat sie damit auf Gut Rodeberg ihre Existenz begründet. Ihr Herz gehört schon immer jedem einzelnen Tier. Anfragen, Pferde zu übernehmen, konnte sie schlicht nicht ablehnen, meist handelte es sich um kranke oder schon sehr alte Tiere. Doch auch die Pferde der Reitschule haben nun ihre Jahre auf dem Buckel, können teils nicht mehr regelmäßig geritten werden. Bei sieben von 15 Tieren geht das nicht mehr. Für Helm hieß das: Reißleine ziehen und ein neues Konzept entwickeln – und vor allem Geldgeber und Ehrenamtliche suchen.

Der Hof wird nun nach und nach von einem Reitbetrieb zu einem Pferdeschutzhof mit Begegnungsstätte umgewandelt, wie es offiziell heißt. Das bedeutet, die Kinder und Jugendlichen, die jetzt noch regelmäßig kommen, sollen das auch weiterhin unbedingt. Der Reitunterricht wird allerdings mehr und mehr zurückgefahren, während die Tiere nach und nach sozusagen in Rente geschickt werden. Stattdessen soll es einzelne Projekte geben, die ohne Sattel und Zaumzeug möglich sind. Junge Besucher sollen unter anderem einiges über die Sprache der Pferde erfahren, über ihr Verhalten, sie dürfen sie je nachdem auch streicheln und an einer Leine spazierenführen.

An einen genauen Konzept arbeiten Helm und ihre Mitstreiter noch. Wichtig ist für sie derzeit, den Hof in nächster Zeit überhaupt am Leben zu halten. Denn mit dem immer weiter abgebauten Reitbetrieb sinken auch die Einnahmen, während die Ausgaben eher steigen. Die erkrankten und alternden Pferde kosten nicht nur Geld für die Pacht und das Heu, sondern auch Zeit: zum Beispiel bei Tieren mit einer chronischen Nierenerkrankung, die speziell aufbereitetes Futter benötigen.

Ein Altersheim für ein Zirkuspony und ein blindes Pferd

Christina Helm kämpft für den Erhalt ihres Pferdehofs.

Foto: David Young

Jedes Pferd hat seine eigene Geschichte, da ist zum Beispiel Lou – durch eine schlimme Augenerkrankung erblindet. Er hat seine Box – und eine Art Blindenführpferd. Ein Pony bleibt treu an seiner Seite, hilft ihm, so kann Lou auch raus auf die Weide, wo er sich zudem sehr gut auskennt. Denn als das Tier auf den Hof kam, konnte es noch sehen. Eine weitere Besonderheit ist ein Pony, das bereits über 40 Jahre zählt und von seiner Besitzerin hier abgegeben wurde, um es vor dem Schlachter zu bewahren. Da gibt es ein ehemaliges Rennpferd, das früher nur den Rennstall kannte, hier nun den ganzen Tag auf der Weide sein kann. Da gibt es kerngesunde Highland-Ponys aus Schottland, stämmige Tiere mit dickem Fell, die teils vom Beginn des Reitbetriebs an dabei waren und sich nun über etwas mehr Ruhe freuen. Oder Goldi, ein ehemaliges Zirkuspony, frech und pfiffig und immer wieder für Überraschungen gut.

Die meisten von ihnen leben überwiegend draußen auf den Weiden, als Herde, darauf ist der Hof ausgelegt. Schutz finden sie dort in Unterständen. Die Boxen im Stall sind unter anderem für Lou reserviert beziehungsweise für Tiere, die sich verletzt haben. Doch das sei bislang selten, sagt Helm. Sie hat von klein auf einem Tierarzt über die Schulter geschaut und dabei einiges gelernt, erzählt sie. Lydia Pache, die sich ebenfalls auf dem Hof engagiert, hat sich zudem auf Ernährung spezialisiert, sie berät nicht nur, sondern möchte in dem Bereich Angebote auf dem Hof aufbauen, beispielsweise zum Thema Kräuter.

Um ihre Projekte umsetzen zu können, hoffen die beiden nun auf Unterstützung durch die Politik. Die Vereinsgründung läuft derzeit, die Gemeinnützigkeit ist beantragt. Was sie sich derzeit aber vor allem wünschen, sind viele Unterstützer, sei es, dass sie selbst auf dem Hof zupacken, sei es, dass sie eine Patenschaft übernehmen. Konkrete Infos dazu gibt es bald auf einer Vereinshomepage, bislang allerdings noch auf der Internetseite des Hofes – oder per Mail.