Sicherheit Nach Rheinbad-Aufregung: Polizei legt Details zu Bäder-Einsätzen vor
Düsseldorf · Die Zahlen schwanken, um Gewaltdelikte geht es aber fast nie. Die Bädergesellschaft nennt auch die Zahl der Hausverbote.
So wie das heiße Sommerwetter erst einmal perdu ist, hat sich auch die Aufregung um das Rheinbad gelegt. Nachdem es Ende Juni und Ende Juli insgesamt dreimal von der Polizei geräumt wurde, stand es bundesweit im Fokus der Medien als Beispiel für die Verrohung der Sitten in den Freibädern. Und weil von Anfang an Jugendliche mit nordafrikanischem Migrationshintergrund als Verdächtige im Raum standen (wie berechtigt, das ist bis heute nicht geklärt), wurden die Vorkommnisse in Stockum rasch auch von rechten Gruppierungen instrumentalisiert. Zuletzt schlug dann das politisch eher linke ARD-Magazin „Monitor“ ebenfalls nicht nur sachlich zurück.
Wird da aufgebauscht und verfälscht von den einen und verharmlost von den anderen? Wir wollen einmal ganz nüchtern Zahlen, Entwicklungen bei Delikten und Sanktionen in den Freibädern darstellen und vergleichen mit anderen Städten und früheren Jahren.
Stimmt es, dass die Polizei immer öfter ins Freibad gerufen wird?
Eine statistisch klare Tendenz ist in den letzten Jahren nicht zu sehen, die Zahlen, die die Polizei jetzt auf WZ-Anfrage zusammengestellt hat, schwanken von Jahr zu Jahr. So gab es 2013 insgesamt 146 Polizeieinsätze in den Düsseldorfer Freibädern, 2014 waren es 106, 2017 dann 127, 2018 sprang die Zahl auf 173, 2019 waren es bislang 113. Die Polizei weist zudem darauf hin, dass nicht immer klar ist, ob der Einsatz tatsächlich in einem Bad stattfand oder im Umfeld (etwa auf dem Parkplatz), da die Leitstelle die Einsätze anhand der Adresse der Bäder erfasst.
Gegen zunehmende Randale und Gewalt in den Freibädern sprechen die von der Polizei aufgelisteten Delikte beziehungsweise Einsatzgründe. So bezogen sich im laufenden Jahr lediglich 19 Polizeieinsätze auf Streit (4), Körperverletzung (4), Randalierer (7), Bedrohung (1) und Sachbeschädigung (3). Häufigere (natürlich ebenfalls unschöne) Anlässe sind Taschendiebstahl, verbotenes Fotografieren, aber auch sexuelle Belästigungen.
Zur Nationalität von Täter- oder Verdächtigengruppen kann und will die Polizei keine Auskunft geben. Das sei nicht seriös, zumal sich daraus auch nicht ableiten lasse, wie viele Ermittlungsverfahren tatsächlich eingeleitet wurden. Beim letzten Sachverhalt am 26. Juli, der zur dritten Räumung des Rheinbades führte, ging es laut Polizei um die Bedrohung einer Bademeisterin. Der jugendliche Beschuldigte habe die deutsche und die nigerianische Staatsangehörigkeit, teilt die Polizei mit. Und verhehlt nicht, dass dies – etwa im Vergleich zu Gewaltausbrüchen in der Altstadt am vergangenen Wochenende – eher eine Petitesse war.
Wie viele Hausverbote haben die Bäder ausgesprochen?
Insgesamt sind laut der Bädergesellschaft Düsseldorf aktuell 50 Hausverbote „aktiv“ – ausgestellt meist wegen Verstößen gegen die Haus- und Badeordnung, Diebstahl oder Vandalismus. Sie gelten immer für alle Bäder in Düsseldorf. Seit 2017 habe man da durchaus einen Anstieg beobachtet, heißt es von der Bädergesellschaft, obwohl zuletzt nur noch zwei Freibäder (Stockum, Lörick) in Betrieb waren. Konkret wegen der jüngsten Ereignisse im Rheinbad wurden 19 Hausverbote erteilt. Kontrolliert werden sie mittels der jüngst eingeführten generellen Ausweispflicht durch Abgleich mit der Hausverbotsliste. Problematische Badegäste seien indes dem Personal in den jeweiligen Bädern ohnehin meistens bekannt.
Wie sieht es in den Bädern anderer Städte aus?
Die Lage ist sehr unterschiedlich, allerdings fällt auf, dass es in anderen Städten deutlich schwerwiegendere Zwischenfälle gab. In München gab es eine Massenschlägerei, in Gelsenkirchen nach Tumulten einen Messerangriff mit einem Schwerverletzten, in Essen wurden Bademeister von Badegästen verprügelt. In Essen etwa hat man Konsequenzen gezogen und geht deutlich konsequenter vor, die 1993 eingeführte Security wurde aufgestockt und bei Verstößen gegen die Hausordnung wird strenger durchgegriffen. „Das sorgt dafür, dass wir derzeit im Schnitt 30 Hausverbote in der Woche aussprechen. Auch die Polizei wird regelmäßig verständigt, im Schnitt 20 mal die Woche. Es wird um Mithilfe bei der Identitätsfeststellung gebeten und Straftaten werden unmittelbar zur Anzeige gebracht“, sagt Sprecherin Silke Lenz. Hier zeichnet sich also ein deutlich größeres Problem als in Düsseldorf ab.