Rheinbahn-Bistro droht das Aus
Die Pächterin des letzten Speisewagens in einer Straßenbahn gibt auf. Schluss ist am 23. Dezember.
Düsseldorf. Es gilt als der letzte Speisewagen in einer Straßenbahn in Deutschland: Das Bistro der Rheinbahn. Doch nun droht dem Café in den Wagen der Linie U76 Richtung Krefeld und zurück zum Hauptbahnhof das Aus. Das Café rentiert sich nicht mehr, die Pächterin hat das Handtuch geworfen. Am 23. Dezember tritt das neunköpfige Team ein letztes Mal zur Arbeit an.
Dabei ist das Bistro in mehrfacher Hinsicht eine echte Institution: Als die Rheinbahn den Speisewagen 1924 auf der damaligen Linie A nach Krefeld einrichtete, war das eine kleine Sensation. Bis in die 1990er Jahre war die Rheinbahn die einzige Straßenbahngesellschaft der Welt mit eigenem Bistro. In Deutschland ist der Speisewagen heute einzigartig. Zu einer Institution ist das Bistro aber auch wegen seiner wunderbar lebensechten und gut gelaunten Mitarbeiter geworden.
Die 64-jährige Hannelore fährt seit elf Jahren als Servicekraft auf einem der vier Speisewagen mit. Ihre Gäste kennt sie praktisch in- und auswendig. Noch bevor die Kunden überhaupt Platz genommen haben, stehen Kaffee, belegtes Brötchen oder Brühwurst auf dem Tisch. Hat die Bahn Verspätung, informiert sie ihre Stammkunden darüber per WhatsApp. „Wenn das Bistro für immer schließt, ist das sehr traurig“, sagt sie.
„Wir sind hier wie eine große Familie.“ Solche nachdenklichen Töne sind ihre Gäste eher seltener gewohnt. In der Regel ist sie es, die bedrückte Gäste aufheitert oder freundlich foppt, weil die es mal wieder erst auf den letzten Drücker in die Bahn geschafft haben. Hannelore hofft, dass sich ein neuer Pächter findet. Doch das kann schwierig werden. Seit die Bahn wegen der Baustelle am Ostwall bereits in Dießem wieder umdrehe, nutzten immer mehr Fahrgäste den Zug statt der Straßenbahn. Das mache sich natürlich auch im Bistro bemerkbar.
Für die Gäste ist die Nachricht vom drohenden Aus ohne Ausnahme ein Schock. Die 56-jährige Marion (beide Frauen möchten ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen) fährt bereits seit Jahrzehnten im Bistro zur Arbeit. Mit Hannelore hat sie sich im Laufe der Jahre angefreundet.
„Ich habe sogar den Bürgermeister angeschrieben, damit der etwas unternimmt, um das Bistro zu erhalten“, sagt sie. Außerdem hat sie auf einer der vielen Listen, die derzeit im Speisewagen herumgehen, für dessen Erhalt unterschrieben. Unterstützung gibt es auch von Gast Michael Engels: „Das Bistro ist etwas Besonderes“, sagt er.
Die Rheinbahn diskutiert derzeit, wie sich der Speisewagen doch noch erhalten lässt. „Vielleicht ist eine der Mitarbeiterinnen bereit, das Bistro weiterzuführen“, sagt Sprecherin Heike Schuster. Allerdings seien die vier Wagen in die Jahre gekommen. Bereits 1963 hatte ein Pächter wegen mangelnder Rentabilität auf der Krefelder Strecke das Handtuch geworfen. Erst 1989 nahm der Speisewagen den Betrieb wieder auf.
Hannelore will nicht so recht daran glauben, dass es nach dem 23. Dezember weiter geht — auch wenn sie sich sofort bewerben würde, sollte ein neuer Pächter das Bistro übernehmen. „Etwas Einzigartiges geht zu Ende“, sagt sie. „Dass sich das Bistro überhaupt so lange halten konnte, ist nicht nur den Mitarbeitern und Fahrern zu verdanken, sondern auch den Gästen, die uns treu geblieben sind.“