Düsseldorf Rockerkrieg: Eine butterweiche Anklage

Schüsse durch die Tür hatten zwei Menschen verletzt. 32-Jähriger soll sich wegen unerlaubten Waffenbesitzes verantworten müssen.

Foto: Patrick Schüller

Düsseldorf. Was sich in der Neujahrsnacht an der Bolkerstraße zutrug, hätte auch der mögliche Beginn eines Rockerkrieges sein können. Mitglieder der Hells Angels versuchten, mit Heiz-Pilzen die Tür zum „Lions-Club“ zu stürmen. Dort hatte sich ein 32-Jähriger eingeschlossen, der Kontakte zu den rivalisierenden Bandidos und dem „Brothers MC“ pflegen soll. Der Mann schoss mehrfach durch die Tür, verletzte einen Angreifer und einen unbeteiligten Altstadtbesucher. Nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Die dürfte für einen harten Rocker butterweich sein. Denn der 32-Jährige soll sich nur wegen unerlaubtem Waffenbesitz verantworten müssen.

Wie Christoph Kumpa, der Sprecher der Staatsanwaltschaft, erklärte, geht man davon aus, dass der Mann in Notwehr gehandelt hat. Er soll Todesangst gehabt haben, als die Hells Angels die Tür rammten und ihm offenbar ans Leder wollten. Allerdings hatte der 32-Jährige seine Waffe schon für solche Fälle bereit liegen. Eine Kugel traf einen der Hells Angels in den Oberschenkel. Ein 24-jähriger Altstadtbesucher erlitt einen Streifschuss und wurde leicht verletzt.

Als die Polizei am Tatort eintraf, war der 32-Jährige bereits geflüchtet. Bei der Polizei machte er bisher keine Angaben. Auch die Tatwaffe ist bis heute verschwunden und konnte bei der Wohnungsdurchsuchung nicht gefunden werden. Darum blieb am Ende nur die Anklage wegen unerlaubten Waffenbesitzes übrig.

An dem Wochenende nach der Tat befürchtete die Polizei, dass es in der Altstadt zu Rache-Aktionen der anderen Rocker-Clubs kommen könnte. Dazu kam es jedoch nicht, weil ein großes Polizeiaufgebot jede Auseinandersetzung verhinderte. Seitdem werden die Aktivitäten der Rocker sehr genau beobachtet. Traditionell gilt die Altstadt als „Hells-Angels-Land“. Offenbar will aber vor allem der „Brothers MC“ hier Fuß fassen.

Zu weiteren Vorfällen zwischen den verfeindeten Rockern ist es in den ersten sechs Monaten des Jahres nicht gekommen. „Es ist ruhig in der Altstadt geblieben“, freut sich Isa Fiedler, die Sprecherin der Altstadtwirte, „in der Szene zeigen die Maßnahmen der Polizei sicher Wirkung. Aber unsere Gäste bekommen davon nichts mit. Das ist die Hauptsache.“

Wann der Prozess gegen den 32-Jährigen stattfinden wird, steht noch nicht fest.