Rotlichtskandal: Acht Anklagen
Bert Wollersheim muss aber nicht vor Gericht.
Düsseldorf. Monatelang hat die Staatsanwaltschaft an der Anklage im Rotlicht-Skandal um die Bordelle an der Rethelstraße gearbeitet. Jetzt liegt sie vor, 637 Seiten lang, 89 Zeugen werden aussagen. Acht Angeklagte sollen sich unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung und räuberischer Erpressung vor dem Landgericht verantworten.
Einer allerdings kann sich das Spektakel von der Zuschauerbank aus ansehen: Gegen Rotlicht-König Bert Wollersheim besteht kein Tatverdacht mehr. Den Drahtzieher sieht die Staatsanwaltschaft in Thomas M. (47), dem die Bordelle gehörten. Er soll bereits 2007 auf die Idee gekommen sein, Freier mit Kokain zu betäuben und dann über ihre Kreditkarten Riesen-Summen abzubuchen. Dazu habe er sich „tatgeneigte Mitarbeiter“ gesucht. Drei Männer und vier Frauen (26 bis 32 Jahre alt) sollen sich dazu bereit erklärt haben, „je nach Gelegenheit“ Kunden auszunehmen.
In der Anklage heißt es, dass „Täuschungsmittel“ und „Nötigungsmittel´“ eingesetzt wurden. Den Opfern soll Kokain angeboten worden sein. Wenn sie ablehnten, sei es angeblich auch zu „heimlichen Abgaben“ gekommen, um bei den Freiern Bewusstseinsstörungen auszulösen. 27 Fälle werden von Januar 2010 bis März 2012 angeklagt. Dabei soll ein Schaden in Höhe von 285 747 Euro durch Abbuchungen von Kreditkarten entstanden sein; die Kunden haben zudem für 22 350 Euro Schuldscheine unterschrieben. Dazu kommen noch Buchungen, die nicht funktioniert haben, etwa weil die Limits erreicht waren, sie summieren sich auf 290 000 Euro.
Thomas M. gilt als der Initiator. Dagegen soll Wollersheim an den Verbrechen nicht beteiligt gewesen sein. Er hat angeblich sogar Mitarbeiter entlassen, als er von Gerüchten hörte, dass es an der Rethelstraße nicht mit rechten Dingen zuging. Wann der Prozess beginnt, wird demnächst entschieden.