Stadthistorie „Ruby Leni“ spielt mit den 50ern: Ein Hotel mit Schauspielgeschichte
Düsseldorf · An der Adresse war früher im Artushof schon Louis Armstrong abgestiegen. Jetzt tut sich wieder was im Viertel.
Es ist schon eine ganz besondere Ecke in der Friedrichstadt, nicht weit von der „kleinen Kö“, dort wo die Aders- auf die Jahnstraße stößt. Da gab es ganz früher ein feines Hotel, den Artushof. Dort stiegen die Stars ab vom Apollo nebenan, Zarah Leander, die Jazz-Legende Louis Armstrong oder der Weltklasse-Clown Charlie Rivel. Das Düsseldorfer Varieté-Theater zog Künstler und Besucher aus aller Welt an und galt mit seinem imposanten Kuppelsaal als eine der schönsten Bühnen Europas.
In den zwanziger Jahren diente der Prachtbau als Spielstätte des Städtischen Theaters, später wurde er als Lichtspielhaus genutzt – bis das Haus 1942 bei einem Bombenangriff zerstört wurde. 1950 erfolgte dann die festliche Wiedereröffnung mit der Operette „Die Csàrdàsfürstin“. In den Folgejahren gab’s im Apolla ganz großes Kino mit Varieté als Vorprogramm“, da steppten die Kessler-Zwillinge live, bevor der Film lief. Mit dem Abriss des Apollos ging 1966 eine Ära zu Ende. Eine neue Varieté-Zeit in Düsseldorf begann erst wieder 1997 mit Bernhard Pauls Apollo unter der Rheinkniebrücke.
Zur Jahrtausendwende war das durch die Straßenbahnschienen der Graf-Adolf-Straße so hart von der Flaniermeile Kö getrennte Stück nicht mehr als eine Art verkümmerter Wurmfortsatz des Pracht-Boulevards. Doch seit einiger Zeit tut sich was. Mit den Baukrähnen dreht sich auch der Charakter des Viertels hin zu einem neuen Ausgehviertel. Neuestes jetzt eröffnetes Haus: Das „Ruby Leni“, nach dem „Rubi Coco“ in der Kö-Galerie das zweite Projekt der Design-Hotel-Gruppe auf Düsseldorfer Grund, und zwar auf historischem. Hier stand einmal das Düsseldorfer Operettenhaus, später als Schauspielhaus genutzt, nach dessen Neubau am Hofgarten zogen die Kammerspiele ein.
Die berühmteste Inszenierung an der Jahnstraße 3 war wohl Gustaf Gründgens Inszenierung des „Faust“ in den 50-er Jahren. Die Helena aus Goethes Klassiker ist nun die Namenspatronin für die neue Nobel-Herberge, deren Konzept wie auch schon im ersten Düsseldorfer Haus „Coco“ in der Kö-Galerie der legere Luxus ist. Michael Struck, Gründer und Manager der Ruby-Gruppe mit Düsseldorfer Wurzeln, erklärt es: „Motel One macht Budget schick, wir machen den Luxus schlank“ – durchaus mit Orientierung am Mitbewerber: Der Übernachtungspreis beginnt hier wie dort bei 69 Euro.
Apropos Mitbewerber: Das ehemalige Varieté-Viertel hat im engen Umkreis schon einige Hotels zu bieten: Da ist das stylische Fritz, das komfortable NH-Hotel und das Leonardo am Kö-Ende, weitere Herbergen folgen auf der Graf-Adolf-Straße bis zum Bahnhof, wo zur Zeit gleich mehrere Hotelneubauten entstehen.
Im „Ruby Leni“ soll die alte Theater-Herrlichkeit wieder aufleben, der instagramtaugliche Fiftys-Stil eine stil- und preisbewusste Zielgruppe ansprechen. Für die entsprechende Deko wurden jede Menge moderne Antiquitäten aufgetrieben und im Haus verteilt. Das reicht von der Bühnenleuchte mit der Aufschrift „Ruhe“ bis zum pinkfarbenen Pudel, der im Foyer hockt, aber keine Anstalten macht, sich wie in Goethes Faust in Mephisto zu verwandeln.
Theater wird an der Adresse übrigens immer noch gespielt: Im Untergeschoss ist das FFT, das Forum Freies Theater zu Hause. Für Spieler und Besucher sind die Wege von der Bühne bis zur Bar kurz, und bei schönem Wetter kann man von der Terrasse aus zuschauen, wie sich die Friedrichstadt entwickelt.