Düsseldorf-Moersenbroich Schüler suchen nach Antworten auf EU-weite und heimische Missstände

Utz: Zwei Tage lang entwickelten die Oberstufenschüler Vorschläge für strukturschwache Regionen in Europa. Auch Problemfelder in Düsseldorf standen auf dem Programm. Europaabgeordnete Petra Kammerevert kam zu Besuch und hörte sich die Ideen der Jugendlichen an.

(ctri) Die polnische Gemeinde Podlachien gehört zu den strukturschwachen Regionen in Europa. Ein Großteil der Erwerbstätigen betreibt Landwirtschaft, viel Industrie gibt es nicht im Nordosten von Polen. Marcel (18) und Tasso (18) wollen das ändern. „Eine Fabrik für Bewässerungsanlagen in der Region könnte auch der Landwirtschaft helfen“, sagt Marcel. Die würde Arbeitsplätze schaffen, vielleicht Handwerker anziehen und so den Menschen vor Ort eine neue Perspektive zur Erwerbstätigkeit bieten.

Podlachien ist nicht die einzige Region, um die sich die Gedankenspiele der Schüler am vergangenen Montag und Dienstag drehten. Vier Klassen der Stufe elf der Lore-Lorentz-Schule beschäftigten sich im Rahmen der EU-Projekttage mit Problemregionen in verschiedenen Regionen Europas und entwickelten Ideen, wie diesen geholfen werden könnte. Angeleitet und unterstützt von Politikwissenschaftlern des Kooperationspartners eurosoc#digital, einer teils mit EU-Geldern finanzierten, gemeinnützigen Denkwerkstatt aus Berlin, beschäftigten sich die Schüler aber auch mit Düsseldorf.

Beim Projekt #YouthBusinessEU entwickelten sie zum Beispiel Businesspläne für fiktive Start-Ups, die gegen aktuelle Problemfelder in der Stadt tätig werden könnten – zum Beispiel bei wichtigen Themen wie Sauberkeit oder der hohen Obdachlosigkeit. „Unser Unternehmen soll sich nicht nur um die ständige Reinigung der Stadt kümmern, sondern dabei auch gezielt obdachlosen Menschen helfen“, sagt Tasso. Mit dem Arbeitsvertrag verbunden wäre eine eigene Unterkunft wie auch Kooperationen mit Abendschulen, um Schulabschlüsse oder Ausbildungen nachholen zu können. „Die Stadt wäre sauberer, hätte ein größeres Ansehen und würde mehr Touristen anziehen. Dazu könnte man die hilfsbedürftigen Menschen dabei unterstützen, aus diesem Tief herauszukommen“, sagt Marcel. „Unsere Schule nimmt verstärkt eine EU-Ausrichtung in den Fokus”, erklärt Lehrerin Rebecca Marker-Dworakowski den Hintergrund der Projekttage. So existieren an der Lore-Lorentz-Schule mittlerweile Bildungsgänge zur kaufmännischen Assistenz im europäischen Handel oder zur Fremdsprachenkorrespondenz.Zudem war auch die EU-Parlamentsabgeordnete Petra Kammerevert (SPD) zu den Projekttagen eingeladen.

Marcel hofft, dass so manch Vorschlag bei der Abgeordneten im Gedächtnis geblieben ist. Zu bedrückend empfinden beide die Richtung, welche die aktuellen Entscheidungsträger zur Klimakrise oder dem Krieg in der Ukraine einschlagen. „Politik darf man nicht nur die Älteren entscheiden lassen. Es geht schließlich um unsere Zukunft und die der nachfolgenden Generationen“, sagt Tasso.