Düsseldorf - Schützenchefs in Heerdt und Lörick verteidigen die Tradition der alten Fahne Schützen zogen mit der Reichskriegsflagge

Die Schützenchefs in Heerdt und Lörick verteidigen die Tradition der alten Fahne.

Foto: Fotograf der Redaktion bekannt, will aber anonym bleiben.

Düsseldorf. Beim Schützenfest in Heerdt sind am Wochenende die Kameraden der Marine-Kompanie mit einer Reichskriegsfahne durch den Stadtteil gezogen. Und die Marine in Lörick, die Gesellschaft Heimattreue, tat dies zuvor ebenfalls. Das sorgt nun für Diskussionen.

Beide Gesellschaften wurden 1927 gegründet, als die Franzosen abgezogen waren. Die Nachgeborenen sehen nichts Verwerfliches darin. Hauptargument: Die Kriegsflagge ohne Hakenkreuz ist erlaubt. Zur Historie: Die Fahne stammt aus dem Kaiserreich. Die paramilitärische Vereinigung „Reichskriegsflagge“ wählte sie später als Erkennungszeichen. Die mittelbare politische Leitung dieses Bundes hatte 1923 Adolf Hitler. Die Kriegsmarine nutze sie während des Zweiten Weltkriegs, um die Särge der Gefallenen zu bedecken. Und bis heute wird sie von rechtsextremen Gruppen etwa bei Demonstrationen verwendet. Archivar Peter Henkel auf WZ-Anfrage: „So eine Fahne sollte nicht mehr genutzt werden.“

Das sieht auch die Marine in Unterrath (gegründet 1950) so. Nach Auskunft des Vorsitzenden Rolf Klapdor wollten die Soldaten bei der Gründung nichts mehr vom Krieg wissen und entschieden sich ganz bewusst für zwei Anker als Motiv.

Der Heerdter Schützenchef Heinz Dieter Werner reagiert auf Nachfrage der WZ ungehalten. Seit drei Jahren kursiere das Thema nun schon. Er werde sich nicht darüber unterhalten. Werner wie Oberst Heinz Heckermann haben nichts gegen diese Fahne, sie sei schließlich historisch.

Historiker Ulrich Brzosa stellt keine rechtliche, sondern eine moralische Frage. Die Geschichte mit der Erklärung abzutun, es handele sich um eine traditionelle Fahne, sei ihm zu formalistisch. Niemand sei gezwungen, eine Fahne seit der Gründung bis heute beizubehalten. Fahnen seien für die Außenwirkung wichtig. Brzosa überlegt, ob da vielleicht bei den Schützen die Zeit stehengeblieben sei? Er empfiehlt den Vereinen die Frage nach dem eigenen Selbstverständnis, „sonst laufen sie Gefahr, missverstanden zu werden“.

Britta Damm bleibt als Sprecherin der Interessengemeinschaft Düsseldorfer Schützenvereine ausnahmsweise fast stumm. Sie wolle über einen befreundeten linksrheinischen Verein nichts Schlechtes sagen. Sie empfiehlt aber auch nicht, die Fahne zu ersetzen.

In Lörick erklärt Schützenchef Thomas Hummelsbeck sofort, es habe mit der alten Reichskriegsflagge nie Ärger gegeben. Aber im nächsten Jahr gebe es eine neue Fahne. Nicht aus Scham, sondern weil die alte verschlissen ist. Wie die Neue aussieht, sei noch ein Geheimnis.