Schulalltag in Corona-Zeiten Schulministerin Gebauer lobt: Düsseldorf bei Ausstattung weit vorn
Düsseldorf · FDP-Politikerin besucht Benzenberg-Realschule und beobachtet Schulalltag in Corona-Zeiten. Wir haben sie begleitet.
Mit Mund-Nase-Schutz steigt Yvonne Gebauer am Morgen aus dem Dienstwagen, danach geht’s zum Hände waschen in den Nassbereich der Benzenberg-Realschule an der Siegburger Straße. Desinfizieren für Bildungsministerinnen geht nicht anders als für Schüler, die morgens ihr längst geübtes Ritual vollziehen. „Hier weiß jeder, welchen Eingang er wann nutzt – und welchen Platz er hat“, sagt Schulleiter Guido Martin. „Es dauert eine Stunde durch rotierende Ankunft, bis alle Schüler da sind.“ Erst jetzt begegnen sich Politikerin und Schulleiter. Die Kameras surren, Schule zu Zeiten der Pandemie: Manchmal braucht es diese Bilder von Menschen mit Masken auf leeren Schulhöfen, um die Dimension der Gegenwart zu begreifen.
Die 50-Jahr-Feier soll nachgeholt werden, sagt die Ministerin
Es ist am Ende eine vorbereitete Präsentation, gekennzeichnet von Respekt, manchmal Hochachtung. Die Ministerin ist da. Gebauer lässt sich die Corona-geprägten Schulräume zeigen: mit maximal zehn Schülern, Desinfektionsspendern, Piktogrammen für ein Wegesystem, einer detailliert geführten Reinigungsliste, Stuhl-Abstand und Frontalaufstellung. Sie geht durch den abgesperrten Pausenbereich, in dem die eigentlich anstehende 50-Jahr-Feier der Schule nicht stattfinden wird. „Das holen wir nach“, sagt sie, als sei sie zuständig. Und die Kölnerin trifft hier Neuntklässler, die Mundschutz und ein Schild mit ihren Namen am Stuhl tragen. Gebauer will hören, wie die Rückkehr und die Zeit mit sogenanntem „Homeschooling“ denn so gelaufen sei. Und am liebsten, das wird klar, hört sie jene, die sich tatsächlich freuen, wieder in der Schule zu sein. „Als Schulministerin“, sagt Gebauer, „muss es mein Ziel sein, wieder zu vollständigem Regelbetrieb mit Präsenz zu kommen.“
Eigentlich geht es der FDP-Politikerin mit der Rückkehr in einen Schulalltag zu langsam, das sagt sie an diesem sonnigen Morgen in Oberbilk aber nicht. Stattdessen: Die Öffnung der Schulen geschehe in NRW „sehr verantwortlich“. Bald soll es einen Plan geben, wie Schule nach den Ferien aussieht, verspricht sie. Klar ist: Das Infektionsgeschehen bleibt Taktgeber. Den Schülern sagt sie: „Euer Verhalten ist sehr wichtig.“ Schulleiter Martin spricht von einer „Verantwortungsgemeinschaft“. Später, als die Ministerin weg ist, sagt er, dass es jetzt bitte nicht wieder neue Vorgaben geben solle. Gerade erst habe man sich auf die ministeriellen Richtlinien eingestellt, jetzt brauche es Routine. Aber da hat Martin die Rechnung ohne die Ministerin gemacht.
Das Ganze mag etwas aufgesetzt wirken, bringt aber Erkenntnisse hervor: Etwa jene, dass laut Umfrage an der Benzenberg-Schule ein Drittel der Schüler lediglich das Smartphone zur Verfügung hat, um zu Hause digital lernen zu können. Andere teilen sich mit Geschwistern Geräte. Realität, die oft nicht gesehen wird. „Das ist nicht optimal“, sagt Martin. Aber das werde ja nun geändert, sagt Gebauer und mit ihr Burkhard Hintzsche (SPD) als Düsseldorfer Stadtdirektor und Schulderzenent – und damit auch als Schulträger. 105 Millionen Euro fließen vom Bund zusätzlich nach NRW, „wir arbeiten derzeit an den Förderrichtlinien, um die zu verteilen“, sagt Gebauer. Es soll ein Ausleihsystem an den Schulen geben für neue Geräte. Hintzsche sieht Düsseldorf überhaupt weit vorn: W-Lan an allen Lehranstalten, eine Lernplattform, über die 60 000 von 80 000 an Schule Beteiligte miteinander verbunden seien. Dazu 7500 Endgeräte verteilt, 15 000 kommen noch hinzu – und dann gibt’s die neuen Zuschüsse des Bundes: „Wir kommen so zu einer 1:2-Ausstattung“, sagt Hintzsche und Gebauer klopft ihm verbal auf die Schulter: „Düsseldorf ist da sehr vorbildlich unterwegs, liegt mit an der Spitzenposition.“ Das müsse jetzt als Standard in die Fläche. Manchmal klingt Politik ganz leicht.
Und die Schüler? Viele haben vor allem ihre Freunde vermisst. Die soziale Komponente scheint wichtiger zu sein als jeder Unterricht. Erjon hält das „Homeschooling“ sogar für besser als Präsenzunterricht: „Da kann jeder nach seinem Tempo lernen“, sagt er und Gebauer ringt ihm immerhin noch ab, dass ein bisschen Präsenz zusätzlich vielleicht doch die „beste Kombination“ sei. 41 Lehrer arbeiten an der Schule, zwölf kommen wegen Vorerkrankungen nicht infrage. Mehr Unterricht gibt es nur, wenn auch diese Lehrer zurückkehren müssten. Gebauer hat das politisch längst angedacht. Aber das sagt sie hier nicht. Das wird eine der nächsten Richtlinien mitteilen.