Junggesellen-Abschied Sie wollen es nur krachen lassen
Junggesellenabschiede gehören zur Altstadt dazu. Andere Altstadtbesucher finden die Auftritte lustig — oder fühlen sich genervt.
Düsseldorf. Dortmund, Münster, Augsburg — alles viel zu langweilig. Die Düsseldorfer Altstadt muss es schon sein, wenn man beim Junggesellen-Abschied was erleben will. Aus ganz Deutschland kommen sie, um es vor der anstehenden Hochzeit krachen zu lassen. „Die längste Theke der Welt“ lockt.
Manche Besucher nervt es, andere sehen es gelassen. „Mir ist das egal. Sollen sie durch die Kneipen ziehen“, sagt Peter Almes, der das Treiben beobachtet. „Ich hab ihnen sogar einen Schnaps abgekauft.“ Dass es überhand genommen hat, finden hingegen Sina und Sven. „Alle paar Meter wird man angequatscht. Das nervt.“ Aber viele Verkleidungen gefallen den beiden.
Standard sind T-Shirts, bedruckt oder mit Accessoires versehen, wie bei Katrin. Seit zwölf Uhr mittags ist sie mit ihrer Trauzeugin Diana und ihren Freundinnen unterwegs. Die Gruppe kommt aus Haltern. Erst ging es mit einer Stretch-Limousine in ein Tonstudio, um einen Song aufzunehmen, danach durch die Stadt. Die Kneipentour „verdienen“ sie sich, indem sie Schnapsfläschen und Süßigkeiten verkaufen. „Ganz traditionell. Es lief super“, sagt Diana.
Sie unterhalten sich mit jungen Männern, die bereits einiges an Erfahrung in Sachen „Junggesellen-Abschied“ gesammelt haben. „Wir machen eine Städtetour, jedes Mal anderswohin. Wir waren schon in Hamburg, in Braunschweig und in Essen“, erzählt Christian. Jetzt testet der Trauzeuge von Sascha mit seinen Jungs die Düsseldorfer Kneipenszene. Bis zum klassischen Altbier sind die Männer aber noch gar nicht gekommen. Sie haben selber Bier dabei und wollen dann „ganz gemütlich“ die Nacht zum Tage machen.
Noch nüchtern sind 20 Frauen aus Münster in Düsseldorf unterwegs, schlicht in schwarzer Kleidung. Doch der Eindruck täuscht. Die künftige Braut, Verena, fällt mit ihrer Perücke aus dem Rahmen und was sich in ihrem Korb verbirgt, hat es in sich. Neben Schnapsfläschchen verkauft sie Spielzeug. Mini-Handschellen zählen da noch zu den harmlosesten Objekten.
Wie die Kneipentour für eine Gruppe von Augsburgern weitergeht, ist noch offen. „Das Bier hier schmeckt nicht so gut wie unseres, aber ansonsten ist Düsseldorf cool“, sagt Andreas, der Bräutigam in spe. Aufgaben zu lösen hat eine andere Gruppe aus Dortmund schon aufgegeben. Die Männer in grünen Shirts, bedruckt mit dem Kopf des Bräutigams, sind in einer Kneipe hängengeblieben. Auch die Tüte mit Süßigkeiten und Schnaps, die Trauzeuge Olaf hat, ist noch gut gefüllt. „Das werden wir heute wohl nicht mehr verkaufen“, sagt er. Aber das ist egal. Tanzen und Feiern ist angesagt. „Hauptsache wir waren hier. Hauptsache Düsseldorf.“