Skater: „Wir fahren lieber nach Duisburg oder Köln“
Die Situation in Düsseldorf wird für die Sportler immer schwieriger.
Düsseldorf. Als die Anlage auf dem Schulhof der Martin-Luther-King-Schule im Frühjahr wieder für Skater geöffnet werden durfte, war die Freude groß. Nach einer Anwohnerbeschwerde war der Schulhof an Nachmittagen zunächst geschlossen worden, doch der zwölfjährige Skateboarder Paul Pietrek aus Gerresheim wollte so schnell nicht nachgeben. Er schrieb einen Brief an Ratsfrau Rosemarie Theiß von der CDU, die den Schulhof wieder öffnen ließ — solange es keine weiteren Beschwerden geben würde. Allerdings ließen diese nicht lange auf sich warten. „Wir mussten den Versuch mit den verlängerten Öffnungszeiten schon nach wenigen Wochen wieder abbrechen“, bedauert Schulleiter Bertram Boeddinghaus. Erneut hatte sich dieselbe Anwohnerin beschwert, dass ihr die Skateboard-Geräusche zu laut seien. Nun wird die Anlage nachmittags vom Hausmeister abgeschlossen, der hierfür einen Zaun anfertigen musste.
„Der Vorfall in Gerresheim ist ein gutes Beispiel für die Situation für Skater in Düsseldorf insgesamt“, sagt Fabrice Correa vom Verein Skaidboard. Der Verein hat es sich zum Ziel gemacht, die Szene der Skater und BMX-Fahrer in der Stadt zu fördern und versucht seit etwa vier Jahren, mit der Stadt neue Optionen für die Sportler zu finden. — „Trotz erfolgreicher Zusammenarbeit bei der Anlage im Ulenbergpark nimmt man uns allerdings nicht ernst“, wie er sagt. „Düsseldorf hat angeblich keine Flächen, das Geld ist knapp. Dabei wäre es oft schon mit einer Handvoll Betonblöcken getan, einen spaßigen Spot ins Leben zu rufen“, sagt Sascha Jaekel von Skaidboard.
Seit Jahren arbeitet der Verein auch auf eine neue und größere Anlage an der Heidelberger Straße in Eller hin. „Ob es dazu kommt, wird im Laufe der diesjährigen Haushaltsberatung im Dezember entschieden“, sagt Stadtsprecher Dieter Schwarz.
Bereits 2009 hatten Mitglieder des Vereins zusammen mit Vertretern der Stadt und dem Jugendamt einen gemeinsamen Plan für die Skateanlage in Eller ausgearbeitet. „Im November sollte dann damals offiziell ein Architekt mit der Planung beauftragt werden, aber kurz vorher wurde uns gesagt, dass der Termin bis auf weiteres verschoben ist. Die Begründung war nur, dass kein Geld da sei.“
Ein weiteres Fragezeichen steht auch hinter dem Verbleib der Anlage am Gustaf-Gründgens-Platz. Im Rahmen der Bauarbeiten am Kö-Bogen soll sie nach dem Willen der Stadt verschwinden. „Da dort Wohnbebauung vorgesehen ist, wird aktuell nach Alternativen gesucht“, sagt Schwarz.
„Skaten ist in der selbst ernannten Sportstadt Düsseldorf kaum noch möglich“, bedauert Jaekel. Weil nach wie vor eine Anlage fehlt, die den großen Andrang abdecken kann, fahren viele Düsseldorfer zum Skaten nach Duisburg oder Köln. „Das Umland bietet hier sehr viel bessere Möglichkeiten, als die Hauptstadt“, sagt Jaekel. „Zwar liegt der Hochfeld Rheinpark in Duisburg in einer dezentralen Lage, dafür handelt es sich aber um eine große Fläche mit einer modernen Bauweise.“ Die Skateanlage im Ulenbergpark sei zwar auch modern, so Jaekel — für die vielen Skater aber einfach zu klein. „Viele Leute meiden den Park, weil man da teilweise wie im Ameisenhafen skaten muss. Dadurch entsteht natürlich auch eine hohe Verletzungsgefahr.“
So sieht es auch der 27-jährige Skater Stefan Jacobs aus Bilk. „Im Ulenbergpark kann man höchstens werktags um die Mittagszeit skaten gehen — ansonsten ist der Platz total überlaufen.“ Deswegen trifft sich Jacobs regelmäßig mit einer Gruppe von Freunden und fährt nach Köln oder Eindhofen.
„Das ganze Dilemma fing damit an, dass uns vor einigen Jahren das Skaten am Bertha-von-Suttner-Platz verboten wurde“, sagt Correa. Während sich hier vor einigen Jahren noch die Skaterszene aus dem Umland traf, wurden mittlerweile Maßnahmen getroffen, um das Skaten hier zu unterbinden. Unter anderem wurden die Brunnen und das Denkmal mit Kopfsteinpflaster umrahmt und sogenannte Skatestopper aus Metall an den Kanten der Becken angebracht (oberes Foto). So soll verhindert werden, dass Skater hier grinden oder sliden (rutschen/gleiten), also mit ihren Boards oder Inlineskatern entlangrutschen können. „Seitdem werden wir mehr und mehr aus dem Zentrum verdrängt“, sagt Correa. Dabei sei es vor allem für die jungen Skater wie Paul Pietrek wichtig, dass es nicht nur die eine Anlage im Uhlenbergpark gibt. „Wir sind zumindest noch mobil — Paul kann nicht so einfach mal in eine andere Stadt fahren.“